Libanon: Ein Gesundheitssystem am Limit
Libanon: Ein Gesundheitssystem am Limit
Seit Oktober 2024 greift Israel Teile des Libanons an. Zahlreiche Menschen mussten aus Ihrem Zuhause fliehen und befinden sich in akuter Not. Chloé Roger von Ärzte der Welt berichtet von einem völlig überlasteten Gesundheitssystem und der großen Sorge, dass sich die Situation noch weiter verschlechtert.
„Die Menschen im Libanon haben große Angst, dass sich ihr Land in ein zweites Palästina verwandelt. Seit Oktober bombardiert Israel das Land, insbesondere die Gebiete von Beirut und der Bekka-Ebene. Hinzu kommen die südlichen Teile des Landes.
Leben im Konflikt
Aktuell beobachten wir einen noch nie dagewesenen Zustrom von Binnenvertriebenen. Unter ihnen sind Libanes*innen, Syrer*innen und Palästinenser*innen. Folglich hat sich die Nachfrage nach medizinischen Leistungen drastisch erhöht.
Seit 2019 erlebt der Libanon unterschiedliche Krisen, insbesondere eine Finanz- und Wirtschaftskrise. Der Nahost-Konflikt hat die eh schon instabile Lage des Landes deutlich verschärft.
Neue Maßnahmen und psychologische Unterstützung
Angesichts der aktuellen Entwicklung hat das Team von Ärzte der Welt spezielle Maßnahmen entwickelt, um auf die Notlage reagieren zu können. Das Team unterstützt Gesundheitszentren beispielsweise bei mobilen Einsätzen, um möglichst viele Menschen medizinisch versorgen zu können.
Denn in den aktuellen Auffangunterkünften können nicht alle Menschen untergebracht werden. Es ist deshalb wichtig, dass die anderen Bevölkerungsgruppen im Libanon, wie Palästinenser*innen und Syrer*innen, nicht in Vergessenheit geraten. Wir müssen sicherstellen, dass sie eine umfassende und angemessene Gesundheitsversorgung erhalten.
Wir haben auch unsere psychologischen Hilfsangebote weiterentwickelt. Denn viele Menschen sind jeden Tag mit Leid und Elend konfrontiert. Deshalb organisieren wir Gemeinschaftsaktivitäten, bei denen die Teilnehmenden mehr über psychologische Ersthilfe und Selbstversorgung lernen.
Keine Positiven aussichten
Dadurch, dass sich so viele Menschen in einer Notsituation befinden, ist das Gesundheitssystem deutlich überlastet. Denn das Versorgungsangebot an die neuen Umstände anzupassen, braucht Zeit. Das bedeutet aber auch, dass chronisch und akut Kranke derzeit nur unzureichend versorgt werden können. Wir befinden uns in einem Ausnahmezustand und können Patient*innen nicht wie unter normalen Bedingungen gesundheitlich versorgen.
Und: Wir stehen kurz vor Wintereinbruch. Die Angst, dass Epidemien, wie beispielsweise Cholera, ausbrechen, ist groß."
So helfen wir im Libanon:
Ärzte der Welt ist seit 1990 im Libanon aktiv. Unsere Teams bestehen aus rund 100 Mitarbeitenden, die im ganzen Land tätig sind.
- Medizinische Versorgung durch mobile Teams
- Unterstützung des libanesischen Gesundheitssystems durch Spenden von medizinischem Material und Medikamenten.
- Zusammenarbeit mit lokalen Partnern und Sicherstellung der Kontinuität der Basisgesundheitsversorgung.