Den rund 6.000 Menschen, die in dem Camp ausharren müssen, mangelt es an fließendem Wasser, genügend Duschen und Toiletten. Zwischen den Zelten sammelt sich der Müll, was wiederum Ungeziefer anzieht. Sogar Kleinkinder sind Rattenbissen ausgesetzt. Auch Skorpione, Schlangen und Insekten plagen die Bewohner*innen. Oft funktioniert der Strom nicht und Internetzugang – für die Flüchtlinge ein essenzielles Mittel, um mit Verwandten außerhalb der Insel in Kontakt zu bleiben und sich zum Beispiel über ihr Asylverfahren zu informieren – ist nur begrenzt möglich.
Dazu kommt, dass die Zelte nicht ausreichend vor Wind und Wetter schützen – und windig ist es oft, denn das Camp liegt auf einem ehemaligen Militärgelände direkt am Meer. Die Verpflegung reicht nicht aus, um sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Durch die beengten und unhygienischen Lebensverhältnisse stecken sich manche Bewohner*innen mit der Krätze an.
Dramatische Lebensumstände für Kinder und Frauen
Besonders beängstigend ist die Situation für Minderjährige, die in Gemeinschaftszelten mit 25 bis 30 Betten schlafen müssen. Sie berichten von Gestank und Problemen mit der Heizung. Manchmal würden sie durch nächtliche Streitigkeiten betrunkener Erwachsener am Schlafen gehindert.
Viele alleinstehende Frauen und Mütter leben in dem Camp in ständiger Angst vor Übergriffen, denn ihre Zelte stehen in unmittelbarer Nähe zu denen der Männer und sie haben kaum Privatsphäre, um sich zum Beispiel ungestört zu waschen.
Die psychologischen Auswirkungen der unsicheren Lebensperspektiven für die Menschen und ihre Familien sind dramatisch. Eine schwangere Frau sah Anfang des Jahres keinen anderen Ausweg, als sich selbst anzuzünden. Sie hatte erfahren, dass sie wegen der Coronapandemie zunächst nicht wie erhofft nach Deutschland umgesiedelt werden konnte. Auch viele Kinder haben psychologische Probleme. Aber es gibt nicht genügend psychologisches Personal, um den hohen Bedarf an Unterstützung in dem Lager zu decken.
Was wir tun
Die Teams von Ärzte der Welt tun ihr Möglichstes, um die Menschen in dem Flüchtlingslager medizinisch und psychologisch zu versorgen. Zwischen Januar und April 2021 haben sie rund 5.500 Konsultationen mit 2.000 Patient*innen durchgeführt. Dazu haben sie bis zur Schließung des Kara Tepe-Camps dort fast 2.000 weitere Patient*innen betreut.
Um sich auch politisch für die Geflüchteten auf den griechischen Inseln einzusetzen, hat Ärzte der Welt unter anderem eine gemeinsame Erklärung mit anderen Organisationen unterzeichnet.
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