Die Zahlen sind kaum fassbar: Rund 58.000 Menschen verloren bei der Erdbebenkatastrophe im syrisch-türkischen Grenzgebiet im Februar 2023 ihr Leben, Zehntausende weitere wurden von einem Moment auf den anderen obdachlos und unzählige verletzt.
Während die Rettungskräfte noch damit beschäftigt waren, Menschen aus den Trümmern zu bergen, begann auch Ärzte der Welt damit, die betroffene Bevölkerung in Syrien und der Türkei zu unterstützen. Dass die Teams so schnell zur Stelle sein konnten, lag auch daran, dass Ärzte der Welt schon seit über zehn Jahren in der Region aktiv ist.
Ein Jahr nach der Katastrophe haben wir einiges erreicht: In Syrien haben wir in über 245.000 Konsultationen rund 165.000 Betroffene der Erdbeben medizinisch und psychologisch versorgt. Außerdem haben wir mehr als 30.000 Notfallpakete in den Regionen Aleppo, Idlib und Hama verteilt.
In der Türkei haben wir über 26.500 Personen in rund 33.500 Konsultationen beraten und behandelt sowie psychologische Gruppensitzungen mit 7.100 Teilnehmenden und psychologische Einzelsitzungen mit über 600 Personen durchgeführt. Dass gerade die psychologische Versorgung von zentraler Bedeutung ist, wird in Gesprächen mit Überlebenden immer wieder klar. Denn das Trauma des Erlebten sitzt bei vielen auch heute noch tief.
Wie Sie helfen können
Ihre Unterstützung ist wichtig, damit unsere Teams den Menschen nach Katastrophen wie dem Erdbeben zur Seite stehen können. Bitte helfen Sie uns dabei mit einer ► Spende!
Die Situation in Syrien
In Syrien haben die Erdbeben die bereits extrem angespannte humanitäre Lage in dem Kriegsland noch weiter verschärft. In den Regionen Idlib und Aleppo, in denen Ärzte der Welt aktiv ist, machen im eigenen Land Vertriebene fast 80 Prozent der Bevölkerung aus. Viele dieser Menschen mussten bereits vor dem Erdbeben in Zeltlagern leben. Heute sind es noch viel mehr. Kinder und Erwachsene sind dort Hitze und Kälte fast ungeschützt ausgesetzt. Auch die schlechten hygienischen Bedingungen wirken sich negativ auf die Gesundheit der Vertriebenen aus. So konnte sich neben Krätze und Läusen die Cholera wieder ausbreiten, die zahlreichen Menschen das Leben kostete. Dem vorher schon schlecht ausgestatteten Gesundheitssystem droht nach dem Erdbeben nun der vollständige Kollaps. Auch führt die Situation dazu, dass es Rückschläge gibt, bei den Bemühungen häusliche und sexuelle Gewalt oder das Verheiraten von sehr jungen Mädchen einzudämmen.
Aktivitäten in der Türkei
In der Türkei haben unsere Geburtshelfer*innen und Krankenpfleger*innen Frauen bei der Geburtsvor- und Nachbereitung und der Familienplanung unterstützt. Um Frauen und Kindern unter den belastenden Umständen ein Stück Sicherheit zurückzugeben, haben wir innerhalb der Vertriebenenlager spezielle Wohnräume für sie eingerichtet. Daneben haben Psycholog*innen den Erdbeben-Überlebenden in Einzel- und Gruppensitzungen untersützt.
Die Gesundheitsinfrastruktur in der Türkei ist auch ein Jahr nach der Katastrophe stark beeinträchtigt. Zum Beispiel sind nur wenige der staatlichen Krankenhäuser wieder voll funktionsfähig. Die mobilen medizinischen Teams von Ärzte der Welt helfen dabei, Versorgungslücken zu schließen. Insgesamt haben wir 120 Orte in der Provinz Hatay und 40 Zeltstädte in der Provinz Izmir erreicht.
In den inoffiziellen Zeltlagern in Izmir leben auch viele Geflüchtete aus Syrien. Dort gibt es kaum fließendes Wasser und sanitäre Einrichtungen, was die Gesundheit der Bewohner*innen zusätzlich gefährdet. Umso wichtiger ist es, dort weiterhin präsent zu sein. ► Lesen Sie weitere Geschichten von Überlebenden.
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