Das Thema Gesundheit begleitet Mio Mahn schon seit fast zehn Jahren. Nach dem Abitur ging die gebürtige Stuttgarterin nach Hamburg, studierte Pflege und arbeitete dort als Intensivkrankenschwester. Fünf Jahre später zog es sie weiter nach London, wo sie in Großbritanniens größtem Trauma-Zentrum, einer Intensivstation im Zentrum der Stadt, als spezialisierte Krankenschwester tätig war. Danach absolvierte Mahn am University College London den Masterstudiengang Global Health and Development. „Durch meine Berufserfahrung wurde immer greifbarer, dass gesundheitliche Ungleichheit nicht einfach das Produkt individueller Entscheidungen oder genetischer Voraussetzungen ist. Vielmehr wird sie bestimmt durch unterschiedliche Faktoren wie Umwelt- und Arbeitsverhältnisse oder auch Einkommen und Bildung,“ erzählt sie.
Während ihrer Zeit in Hamburg und London hatte Mio Mahn bereits ehrenamtlich bei Ärzte der Welt gearbeitet und kannte die Organisation daher schon, als sie sich auf die offene Stelle in München bewarb. „Ich bin sehr froh darüber, dass die Arbeit auf der operativen Ebene so vieles, was mir wichtig ist, kombiniert.“ Auf der einen Seite sei da die praktische, dringend notwendige medizinische Arbeit mit den Menschen. Auf der anderen Seite die Aufgabe, die Situation der Klient(inn)en zu dokumentieren, indem man anonymisierte Daten erfasst und einzelne Patientengeschichten aufschreibt, um sie in die Lobbyarbeit einfließen zu lassen. „Wir fungieren als Sprachrohr für all die Menschen, die nur eingeschränkten oder gar keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung in Deutschland haben. Wir erfahren von ihren Problemen und Wünschen aus erster Hand und können dazu beitragen, ihnen Gehör zu verschaffen,“ sagt Mio Mahn. Ein wichtiges Ziel ist dabei, langfristig strukturell etwas zu verändern.
Von bürokratischen Hürden nicht frustrieren lassen
Wenn Mahn die Patientinnen und Patienten bei open.med betreut, stößt sie häufig auf sehr komplexe Problemlagen. Damit sie Unterstützung bekommen, müssen viele bürokratische Hürden überwunden werden. Und auch wenn es sozialrechtlich in manchen Fällen doch Handlungsspielraum gibt, ist es oft schwierig, schnell eine gute und umfassende Versorgung sicherzustellen. Doch Mio Mahn bleibt meist gelassen: „Davon darf man sich nicht frustrieren lassen." Durch das große Engagement aller Beteiligten, insbesondere auch durch die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzten, könne man doch einiges erreichen. Mahn freut sich, wenn gemeinsam für Patient(inn)en Lösungen erarbeitet und ihnen so wieder ein wenig Lebensmut und Kraft geschenkt werden können.
Dass die Mitarbeiter von Ärzte der Welt dabei durchaus auch Patienten das Leben retten, die ohne medizinische Behandlung gestorben wären, ist für Mio Mahn selbstverständlich: „Menschen müssen im Krankheitsfall eine adäquate Therapie in Anspruch nehmen können. Vor allem in einem so gut situierten Land wie Deutschland und vor dem Hintergrund, dass die meisten unserer Patient(inn)en sowieso schon zu den Benachteiligten der Gesellschaft gehören und damit statistisch gesehen einem höheren Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind.“