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Eine Frau wird in einer open.med-Praxis beraten. Foto: Ärzte der Welt

Neue Praxis in Magdeburg

 

Ärzte der Welt eröffnet eine weitere open.med-Praxis. Bereits Ende des Jahres sollen in Magdeburg Patient*innen versorgt werden, die sonst keine oder nur eine eingeschränkte medizinische Versorgung hätten. Der Leiter der Inlandsprogramme Christian Stegmüller berichtet im Interview dazu mehr.

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Warum ist eine medizinische Anlaufstelle wie die von Ärzte der Welt überhaupt nötig? Können die Menschen nicht einfach zum Arzt/zur Ärztin gehen?

Leider ist das nicht der Fall. In Deutschland gibt es mehrere Hunderttausend Menschen, die keine Krankenversicherung haben oder aus anderen Gründen keinen Zugang zu medizinischen Leistungen erhalten.

Wer kommt denn in die bereits bestehenden open.med-Praxen?

Es kommen Menschen mit über 80 Nationalitäten und vielen unterschiedlichen biografischen Hintergründen zu uns.

Wir sehen Patient*innen aus anderen europäischen Mitgliedsstaaten, die in Deutschland gearbeitet haben, arbeitslos geworden sind und jetzt nach einer gewissen Zeit keinen Versicherungsschutz mehr haben. Es kommen Deutsche, die Beitragsschulden angehäuft haben, weil sie selbstständig gewesen sind und dann ihre Beiträge nicht mehr zahlen konnten. Ebenso sind darunter Menschen, die keinen gesicherten Aufenthalt haben und sich nicht zu den Sozialämtern trauen, um dort Leistungen zu beantragen. Sie haben Angst, dann möglicherweise abgeschoben zu werden.

Auch deren Kinder kommen zu uns, weil ihr Versicherungsstatus eben vom dem des Elternteils oder der erziehungsberechtigten Person abhängt. Und wir sehen in den Anlaufstellen viele andere Menschen mit sehr individuellen Schicksalen.

Bisher gibt es die Praxen von Ärzte der Welt in Berlin, Hamburg, München und Stuttgart. Magdeburg ist mit etwa 240.000 Einwohner*innen vergleichsweise klein. Warum fiel die Wahl auf Magdeburg?

In Deutschland gibt es eben nicht nur große Städte, sondern eben auch Wolfsburg, Jena und Chemnitz, alles Städte mit 200.000 bis 400.000 Einwohner*innen. Und auch in diesen Städten gibt es Menschen, die kaum Zugang zu medizinischer Versorgung haben.

Und in Magdeburg gibt es bisher keinerlei Versorgungsstruktur für Menschen in schwierigen Lebenslagen und ohne Krankenversicherung.

Wie wird die neue Anlaufstelle finanziert? Brauchen wir hierfür noch Spendengelder?

Ärzte der Welt braucht immer Spendengelder, denn unsere Aufgabe ist leider keine, die irgendwann beendet ist. Wir benötigen Mittel, um die Betriebsausgaben der bestehenden Angebote, Medikamente, Mieten und Personal bezahlen zu können.

Für die Praxis in Magdeburg brauchen wir finanzielle Unterstützung für die Erstausstattung, die laufenden Kosten und natürlich für die hauptamtlichen Kolleg*innen, die die Sprechstunden koordinieren werden. Spenden sind daher hochwillkommen.

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Was bietet die neue Praxis an?

Es wird anfangs neben der Sozialberatung ein allgemeinmedizinisches Angebot sein mit etwa ein bis zwei Sprechstunden in der Woche. Wir werden dann in den Konsultationen sehen, welche Krankheitsbilder und Bedarfe vermehrt auftreten. Dementsprechend entwickeln wir dann weitere Angebote. Typischerweise werden Frauensprechstunden nachgefragt und häufig auch eine Kindersprechstunde.

Wer wird die medizinischen Behandlungen übernehmen? Brauchen wir hierfür noch ehrenamtliche Fachleute?

Auch hier gilt: Ärzte der Welt braucht immer Ehrenamtliche. Sie sind das Rückgrat unserer Arbeit und in Magdeburg müssen wir unser Netz aus Ehrenamtlichen ganz neu aufbauen.

Wir suchen Ärztinnen und Ärzte, die in den Praxen die Patient*innen versorgen, und Medizinstudierende, die in den Sprechstunden protokollieren und unterstützen.

Und wir suchen noch kooperierende Facharztpraxen, in die wir Patient*innen schicken können, die wir selbst nicht fachärztlich versorgen können. Auch hier freuen wir uns über ehrenamtlich engagierte Fachärzt*innen, die unsere Patient*innen kostenlos oder kostengünstiger behandeln.

Wenn Sie sich ehrenamtilch engagieren möchten...

...freuen wir uns sehr über Ihre Kontaktaufnahme. Entweder per Telefon unter 089 / 45 23 081 - 16 oder per Email an ehrenamt@aerztederwelt.org.

Arbeiten wir dort mit anderen Organisationen zusammen?

Im Vorfeld gab es einen engen Austausch mit anderen sozialen Angeboten in Magdeburg. Beispielsweise ist die Bahnhofsmission von Anfang an dabei gewesen und unterstützt das Projekt, auch mit Netzwerkkontakten. Das Medinetz in Magdeburg ist ebenfalls involviert und hat uns auch schon zugesichert, dass wir ihre Kontakte zu ehrenamtlichen Ärzt*innen nutzen dürfen.

Es wird aller Voraussicht nach im Laufe dieses Jahres eine medizinische Clearingstelle in Sachsen-Anhalt geben, also eine Stelle, die Patient*innen bei der Klärung oder der Eingliederung in einen Krankenversicherungsschutz hilft. Der Träger dieser Clearingstelle, Arbeit und Leben, ist sehr daran interessiert, eng mit uns zusammen zu arbeiten. Angedacht ist zurzeit, dass Mitarbeitende der Clearingstelle mit in unserer Praxis sind, um die Menschen, die bei uns medizinisch versorgt wurden, beraten zu können.

Es gibt noch verschiedene bürokratische Hürden und Herausforderungen. Aber alle freuen sich sehr auf dieses Angebot.

Wo in Magdeburg wird die Praxis sein?

Die Praxis wird in der Einsteinstraße in der Nähe des Hasselbach-Platzes sein. Sie ist zentral gelegen zwischen Tramstation und S-Bahn-Station und daher mit den Öffentlichen leicht zu erreichen. Sie wird in einem ehemaligen Ladengeschäft im Erdgeschoss und dadurch sehr gut zugänglich sein.

Gibt es die Praxis schon, oder müssen wir diese erst ausstatten? Was wird hierfür benötigt?

Die Praxis muss noch eingerichtet und ein bisschen renoviert werden. Was wir noch brauchen, ist eine Ausstattung wie in jeder medizinischen Arztpraxis, angefangen von den Stühlen im Wartezimmer bis hin zu Ultraschallgerät, Apothekerschränken und Empfangstheke. Ebenso Computer und Schreibtische für die Mitarbeitenden.

Ab wann rechnest Du damit, dass die ersten Patient*innen kommen können?

Im Idealfall wollen wir ab September den Betrieb aufnehmen. Wenn wir bis Ende des Jahres erste Patientinnen und Patienten gesehen und versorgt haben, dann ist es ein gutes Jahr gewesen.

 

Christian Stegmüller ist Leiter der Inlandsprogramme von Ärzte der Welt. Foto: Ärzte der Welt
Christian Stegmüller ist Leiter der Inlandsprogramme von Ärzte der Welt. Foto: Ärzte der Welt
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