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Ein Beinbruch, der tagelang unbehandelt bleibt, weil die Krankenversicherung fehlt. Das ist nur einer der vielen Beschwerden, mit denen immer mehr ukrainische Kriegsflüchtlinge die Münchner open.med-Praxis aufsuchen.
„Das Bein war bis zum Kniegelenk deutlich angeschwollen, massiv verfärbt und konnte nicht belastet werden. Es ergab sich das Bild eines komplizierten Bruchs, der zwangsläufig zu einer Gehbehinderung führen würde“, berichtet die ehrenamtliche Ärztin Marianne Stix. „Soweit es unsere Mittel erlaubten, haben wir das Bein versorgt und dringend eine Operation empfohlen. Trotzdem hat die Patientin aus Angst vor den Kosten erst nach einer weiteren Woche ein Krankenhaus aufgesucht.“
Ukrainer*innen machen inzwischen fast ein Viertel der Patient*innen der offenen Praxis von Ärzte der Welt aus. Unter den Neupatient*innen sind es sogar mehr als 40 Prozent. Den Ansturm erklärt Projektleiterin Annemarie Weber vor allem mit dem Bearbeitungsstau bei den örtlichen Sozialbehörden.
„Während sie auf ihre Aufenthaltserlaubnis warten, bekommen Geflüchtete aus der Ukraine noch Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Dann müssen sie sich für Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch anmelden“, erklärt Weber. Bis diese jedoch bewilligt würden, vergingen oft mehrere Monate, in denen die Patient*innen – darunter viele Kinder – keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen können. Open.med München ist für viele die einzige Möglichkeit, diese zu erhalten. Dabei ist eine Behandlung oft dringend nötig.
„Viele ukrainische Patient*innen hatten Influenza, einige Kinder, die in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht waren hatten die Windpocken. Wir hatten auch eine Patientin mit einer chronischen Darmerkrankung und starken Schmerzen, der die Medikamente ausgegangen waren. Noch dazu war das Essen in ihrer Unterkunft nicht für sie geeignet“, so die Projektleiterin.
Unüberwindbare bürokratische Hürden
Der 57-jährige open.med-Patient Oleksandr Poberezhnyk (Name geändert) war im August 2024 mit seiner 84-jährigen Mutter nach Deutschland geflohen. Er berichtet, wie er mit ihr in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen musste, weil sich ihr Gesundheitszustand aufgrund der fehlenden Behandlung stark verschlechtert hatte. Bei der Entlassung riet man den beinden, sich dringend hausärztliche Versorgung zu suchen. Doch sie wurden von vier Arztpraxen abgewiesen, weil sie nicht versichert waren.
Auch stieß Poberezhnyk, der selbst an einer chronischen Erkrankung leidet, auf scheinbar unüberwindbare bürokratische Hürden beim Versuch, Leistungen zu beantragen und bei einer Krankenversicherung aufgenommen zu werden. „Dass ich hier nicht klarkomme und dass es so viel Zeit kostet und so viel Stress verursacht, hätte ich nicht gedacht“, sagt er. „Ich habe gedacht, dass es nirgendwo anders so bürokratisch ist, wie in der Ukraine. Aber das, was ich hier erlebt habe, dagegen ist die Bürokratie in der Ukraine ein Kinderspiel.“
Bei open.med München bekommen die Patient*innen auch dabei Unterstützung. Und Oleksandr Poberezhnyk ist für einen weiteren Aspekt dankbar: „Nachdem ich euch hier gefunden hatte, bin ich ruhiger geworden. Also das nenne ich auch mal psychologische Unterstützung von eurer Seite. Und das habe ich auch gebraucht.“