Sie arbeiten unter prekären Bedingungen, leben auf der Straße, haben keine gültige Aufenthaltsgenehmigung oder Beitragsschulden bei ihrer Krankenkasse: Hunderttausende Menschen in Deutschland haben keinen oder keinen ausreichenden Krankenversicherungsschutz. Gleichzeitig sind sie oft besonders davon gefährdet, krank zu werden.
Spätestens seit der Pandemie kann niemand mehr die Augen davor verschließen, wie sehr es nicht nur den Betroffenen, sondern der gesamten Gesellschaft schadet, wenn Menschen ihr Recht auf Gesundheitsversorgung verwehrt wird. Dieses Momentum versucht Ärzte der Welt für seine politische Arbeit zu nutzen – mit ersten Erfolgen.
Im Mai 2020 wurde zum Beispiel die Kostenübernahme für Corona-Tests auch für Nichtversicherte in der Bundesgesetzgebung festgelegt. Dies war eine der Forderungen, die auch Ärzte der Welt in mehreren offenen Briefen an Entscheidungsträger*innen gerichtet hatte. Auch konnten wir Parteien und Verbänden von unseren Erfahrungen in der Praxis und den daraus resultierenden Forderungen an die Politik berichten. Letztere wurden daraufhin zum Teil in Bundestagsanträgen und Stellungnahmen übernommen. Auch das Robert-Koch-Institut haben wir zu den von ihm veröffentlichten Leitlinien zum Infektionsschutz in Gemeinschaftsunterkünften beraten.
Ein weiteres Thema, das durch Corona in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt ist und für das sich Ärzte der Welt schon seit Langem einsetzt, ist der faire Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte Impfungen im Juni 2020 zum „öffentlichen Gut“. Dennoch besteht die Gefahr, dass ein zukünftiger Impfstoff vor allem in reichen Ländern verfügbar sein wird und Pharmafirmen erheblichen Profit aus dem Vakzin schlagen – und das, obwohl die Entwicklung der Wirkstoffe mit immensen öffentlichen Fördersummen unterstützt wird. Ärzte der Welt macht sich auch weiterhin in nationalen und internationalen Netzwerken dafür stark, dass Arzneimittel transparent finanziert und entwickelt und anschließend gerecht verteilt werden.
Unsere Projekte in Deutschland werden unterstützt von der SKala-Initiative.