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Durch das Projekt Reach Out soll der Zugang zu Hilfsangeboten für GBV-Betroffene verbessert werden. Foto: Ärzte der Welt

Projekt Reach-Out: Positive Zwischenbilanz

 

Viele Frauen und Mädchen, die nach Deutschland geflüchtet sind, haben geschlechtsspezifische Gewalt erfahren oder sind ihr immer noch ausgesetzt. Es gibt Hilfsangebote, doch der Zugang zu ihnen ist für die Betroffenen oft schwierig. Ärzte der Welt arbeitet auf mehreren Ebenen daran, das zu ändern.

Seit Ende 2019 engagiert sich Ärzte der Welt im EU-Projekt Reach Out. Die Ärzte der Welt-Sektionen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden sowie das Serbische Rote Kreuz haben es im jeweils eigenen Land umgesetzt. Das gemeinsame Ziel: Für potenziell von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffene Migrant*innen und Geflüchtete den Zugang zu Hilfsangeboten und Unterstützung zu verbessern. In Deutschland haben die Teams dafür folgende Maßnahmen getroffen:

  • Bedarfsanalyse und Wegweiser mit Unterstützungsangeboten in München
    Ärzte der Welt hat eine Bedarfsanalyse des Unterstützungssystems in München durchgeführt und gemeinsam mit Münchner Anlaufstellen einen Wegweiser für Betroffene erstellt. Dieser soll einen Überblick über die verschiedenen Angebote geben und die Vernetzung zwischen psychosozialen Beratungsstellen sowie psychotherapeutischen, medizinischen und juristischen Akteur*innen erleichtern. Ansprechpartner*innen, etwa bei Sozialdiensten, medizinischen oder Bildungseinrichtungen können mit seiner Hilfe Betroffene einfacher an die passenden Stellen weiterverweisen.
  • Vernetzung zwischen den Akteur*innen des Hilfesystems
    Bei Vernetzungstreffen haben Fachkräfte aus den unterschiedlichen Bereichen des Hilfesystems gemeinsam Lösungen für bestimmte Probleme erarbeitet. Dazu gehörte beispielsweise die Frage, wie potenziell Betroffene besser identifiziert und erreicht werden können.
  • Workshops für Geflüchtete
    Neben Fachkräften war das Reach Out-Projekt auch an Betroffene geschlechtsspezifischer Gewalt gerichtet. Ärzte der Welt bot in Kooperation mit Fachstellen und Expertinnen Workshops für Bewohnerinnen in Flüchtlingsunterkünften an. Hier lernten Frauen beispielsweise ihre Rechte kennen und erhielten Informationen, wohin man sich nach einer Gewalterfahrung wenden kann. Daneben ging es um Frauengesundheit, psychische Gesundheit und Handlungsmöglichkeiten nach einer Gewalterfahrung. Von Dezember 2019 bis Oktober 2021 konnten, trotz Coronapandemie, in insgesamt 19 Workshops auf Englisch, Türkisch, Dari und Somalisch 187 Teilnehmer*innen erreicht werden.
  • Schulungen
    In Schulungen für Fachkräfte und Kulturmediator*innen gaben Expert*innen Wissen weiter zu Themen wie dem (kultur-)sensiblen Umgang mit Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt, wie man diese Form der Gewalt erkennt und an welche Stellen man Betroffene weitervermitteln kann. Dazu organisierte Ärzte der Welt Fachtage in zwei Münchner Kliniken und Fortbildungen für das Personal in Geflüchtetenunterkünften. Insgesamt 73 Fachkräfte nutzten in Online- und Präsenzschulungen die Möglichkeit zur Weiterbildung (Stand: Sept. 2021).
  • Multiplikatorinnen
    Ein wichtiger Baustein von Reach-Out ist es, Frauen in Geflüchtetenunterkünften zu sogenannten Multiplikatorinnen auszubilden. Von Mai 2020 bis Oktober 2021 schulten Mitarbeiterinnen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Oberbayern, der Diakonie München und Ärzte der Welt in wöchentlichen Online-Schulungen elf Frauen. Sie bildeten sie zu Inhalten wie Unterstützung für körperliche und psychische Gesundheit, frauenspezifischen Themen, Kindererziehung, Bildung und Ausbildung sowie Integration aus. Die Multiplikatorinnen geben diese Informationen an ihre Mitbewohner*innen in den Unterkünften weiter und stehen als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung, die leicht und ohne Umwege kontaktiert werden können. Zehn bis 30 Personen wenden sich pro Monat an die Multiplikatorinnen ‑ anfangs hauptsächlich geflüchtete Frauen, inzwischen aber auch immer mehr Männer. 
  • Öffentlichkeitsarbeit
    Die Aktivitäten werden öffentlichkeitswirksam und mit politischer Arbeit begleitet. Die Daten und Erfahrungen, die Ärzte der Welt während des Projekts sammeln konnte, fließen in zukünftige Aktivitäten mit ein, um strukturelle Verbesserungen für potenziell betroffene Migrant*innen und Geflüchtete zu bewirken. Zusammen mit dem Münchner Aktionsbündnis für Geflüchtete Frauen hat Ärzte der Welt Petitionen und Offene Briefe verfasst. Eine Anhörung zu Thema Gewaltschutz in staatlichen Unterkünften war im Bayerischen Landtag leider abgelehnt worden.
    Online-Veranstaltungen zu geschlechtsspezifischer Gewalt und Anker-Einrichtungen für Studierende im April 2021, zum Thema „Frauen stärken Frauen“ im Juni 2021 und die Online-Abschlussveranstaltung im Juli 2021 erreichten insgesamt über 100 Teilnehmer*innen.

 

 

Das Projekt „Reach Out“ wurde durch die Europäische Union im Rahmen des Programms „Rechte, Gleichstellung und Unionsbürgerschaft“ (2014 – 2020) gefördert. Ärzte der Welt wird einige Maßnahmen weiterführen.

 

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