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Susanne Eikenberg in einer Sprechstunde. Foto: Max Avdeev

Susanne Eikenberg: Engagiert für die Patient*innen

 

Das Thema Flucht und Migration begleitet Projektleiterin Susanne Eikenberg beruflich schon lange, ebenso der Einsatz für Menschenrechte. Heute leitet sie unsere medizinische Anlaufstelle open.med Berlin-Lichtenberg. Hier berichtet sie über ihr Engagement.

Susanne, Du bist seit 2021 bei Ärzte der Welt. Wie kam es, dass Du im NGO-Bereich gelandet bist? War das von vorherein Dein Ziel?

Nach der Schule und ein paar Wochen Interrail hatte ich erstmal keine Vorstellung davon, was ich später einmal machen wollte. Deshalb bin ich ein halbes Jahr nach Israel gegangen und habe dort in einer Einrichtung für Schwerstbehinderte mitgearbeitet. Ich wäre auch gerne weiter im Ausland unterwegs geblieben, habe dann aber doch mein Studium für Soziale Arbeit in Hildesheim angetreten.

Während des Studiums warst Du allerdings weiterhin im Ausland unterwegs.

Ja, unter anderem für Praktika. Meine Diplomarbeit habe ich in Israel zum Thema „Aufwachsen als Jugendliche in Zeiten des Konflikts“ geschrieben. Dafür habe ich Interviews geführt mit palästinensischen und israelischen jungen Menschen in Jerusalem. Das war sehr bewegend. Das Thema war damals hochaktuell und leider ist es das so viele Jahre später immer noch.

Nach Deiner Zeit in Israel bist Du nach Deutschland zurückgekehrt.

Ich wollte in eine Großstadt und habe mein Anerkennungsjahr in der Jugendhilfe und Sozialpädagogischen Familienhilfe in Hamburg gemacht. Allerdings war das gar nicht mein Ding. Ich war damals einfach zu jung und konnte  Jugendliche und junge Mütter kaum kompetent beraten.

Es blieb also nicht bei Hamburg.

Durch ein EU-Stipendium für junge Berufsanfänger*innen konnte ich nach Istanbul gehen und habe in verschiedenen sozialen Einrichtungen gearbeitet. Ich fand das Leben dort einfach toll.Und so wurden aus den geplanten drei Monaten acht Jahre. Nach verschiedenen Praktika und Jobs bin ich als Praktikantin in einer türkischen NGO gelandet, die Rechtsberatung für Geflüchtete angeboten hat.

Aus meiner Tätigkeit wurde schnell eine richtige Stelle und so habe ich insgesamt sechs Jahre als Rechtsberaterin und Teamleitung dort gearbeitet. Diese Zeit hat mich beruflich wie persönlich sehr geprägt.

Hat sich die Stimmung in der Türkei in diesen acht Jahren verändert?

Ich war von 2006 bis 2014 in Istanbul. Die ersten Jahre waren für mich „goldene“ Jahre, denn in der Stadt herrschte eine unglaubliche Energie und Aufbruchstimmung. Das ist dann leider immer mehr gekippt, Vorschriften wurden immer restriktiver und die Politik kontrollierte immer mehr den Alltag. Damals kam es dann zu den Protesten im Gezi-Park, die ich hautnah miterlebt habe und denen brutal ein Ende gesetzt wurde. Für mein türkisch-kurdisches Umfeld waren das sehr ernüchternde Zeiten und das Gefühl von Resignation wurde zu einer Grundstimmung. Als Deutsche hatte ich den Luxus, immer gehen zu können. Mein türkisch-kurdischer Bekanntenkreis war wie gefangen im eigenen Land. Dennoch: Der Abschied aus Istanbul fiel mir extrem schwer.

Susanne Eikenberg. Foto: Ärzte der Welt
Susanne Eikenberg. Foto: Ärzte der Welt

Du bist dann nach Berlin-Neukölln, einem sehr türkisch geprägten Viertel, gezogen und hast wieder im Bereich Migration und Flucht gearbeitet.

Ich hatte dann zwei Jobs, beim Jesuiten Flüchtlingsdienst, wo ich in der Rechtsberatung gearbeitet und EU-Projekte begleitet habe, und als Projektleitung einer Sprachschule für geflüchtete Frauen.

Leider wurde dann meine Stelle beim Jesuiten Flüchtlingsdienst wegen einer fehlenden Finanzierung gestrichen. Der erste Tag meiner Arbeitslosigkeit war auch der erste Tag des Corona-Lockdowns. Die Zeit danach war sehr schwierig, denn die Jobsuche war damals nicht einfach.

Glücklicherweise hat Ärzte der Welt in dieser Zeit jemanden gesucht, der die neue medizinische Anlaufstelle in Berlin aufbaut und leitet.

Ich habe mich gleich beim ersten Vorstellungsgespräch wohlgefühlt. An Ärzte der Welt hat mich damals fasziniert, mit welcher Professionalität die NGO besonders marginalisierte Menschen in den Fokus nimmt und sich nicht scheut, auch gegenüber politischen Institutionen Stellung zu beziehen.

2021 ging es dann mit der medizinischen Anlaufstelle und Deinem Einsatz für dieses Projekt los.

Ein Projekt von Anfang zu begleiten und es aufzubauen, ist eine Möglichkeit, die man im Berufsleben nicht oft hat. Der Moment, als der erste Patient vor unserer Tür stand und wir ihm medizinisch helfen konnten, war ein sehr besonderer. Dieses Projekt zu beginnen und dabei zu sein, wie es sich entwickelt, ist eine Herausforderung, in die ich viel Leidenschaft stecke.

Noch dazu hatte und habe ich ein tolles Team. Ich bin sehr dankbar für das, was ich seitdem bei Ärzte der Welt einbringen, aber auch mitnehmen kann.

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