Ärzte der Welt ist überzeugt, dass das Patent unverdient erteilt wurde. Es behindert den Zugang Hunderttausender Patienten in Europa zu einer bezahlbaren Behandlung. Dieser Fall zeigt, wie Pharmaunternehmen das Patentsystem missbrauchen, indem sie Patente nur für die eigenen ökonomischen Interessen nutzen.
Dieser Missbrauch des Patentsystems ermöglicht Monopole und erlaubt Unternehmen, exorbitante Preise für lebenswichtige Medikamente zu kassieren. In Europa verlangt Gilead immer noch bis zu 43.000 Euro für die zwölfwöchige Behandlung, deren zentraler Wirkstoff Sofosbuvir ist. Die massive finanzielle Belastung der europäischen Gesundheitssysteme geht letztendlich auf Kosten der Beitragszahler. Bis heute sind so bereits rund 8,5 Milliarden Euro in die Taschen von Gilead geflossen. Das treibt die Gesundheitssysteme an die Grenzen ihrer Kapazitäten. Viele Länder sind sogar gezwungen, die auf Sofosbuvir basierende Behandlung, die die aktuell wirkungsvollste ist, zu rationieren.
"Wir sehen diese Entscheidung des Europäischen Patentamts mit großer Sorge. Das Patentsystem in Europa funktioniert nicht. Wir befürchten, dass dies Konsequenzen für die vielen neuen Krebsmedikamente hat, die derzeit auf den Markt kommen. Ihr Preis ist sogar zehnmal höher als der Preis von Sofosbuvir", sagt Olivier Maguet, Leiter der Medikamentenkampagne von Ärzte der Welt.
Ärzte der Welt fordert die europäischen Regierungen auf, die Mängel des europäischen Patentsystems nicht länger hinzunehmen.
Durch die Anfechtung hat Ärzte der Welt Gilead immerhin dazu gezwungen, das Patent schon im Vorfeld der Anhörung zu verändern, wobei der Patentschutz eingeschränkt wurde. „Es ist sehr wichtig, dass zivilgesellschaftliche Organisationen das Patentsystem in Europa herausfordern. Dies ist die einzige Möglichkeit, um den Missbrauch der Pharmakonzerne und den Mangel an genauer Prüfung durch das EPA zu dokumentieren“, sagt François De Keersmaeker, Direktor von Ärzte der Welt Deutschland.