„Die Wohnungs- und Obdachlosigkeit ist Auslöser für ganz viele Krankheiten“, erklärt Monika Wudi, Projektassistentin des Projekts MedMobil in Stuttgart. Nicht nur, weil Menschen ohne festen Wohnraum anfälliger für Krankheiten sind und keinen Ort haben, um sich auszukurieren. Viele Wohnungslose gehen gar nicht zum Arzt oder zur Ärzt*in, selbst wenn sie eine Krankenversicherung haben. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Sie fühlen sich dort als Patient*innen zweiter Klasse behandelt, schämen sich für ihre Situation oder haben bereits schlechte Erfahrungen von offener Ausgrenzung oder Ablehnung gemacht. Dazu kommt bei einigen die Angst vor möglichen Behandlungskosten. Folglich sind viele Wohnungslose sowohl medizinisch als auch psychisch schlecht versorgt.
Und genau dort setzt das Stuttgarter MedMobil an, ein Kooperationsprojekt von Ärzte der Welt und der Ambulanten Hilfe Stuttgart. Die mobile Klinik fährt mehrmals die Woche verschiedene Orte in Stuttgart an, um Wohnungslosen die Möglichkeit einer anonymen Behandlung ganz ohne bürokratische Hürden zu bieten. Dabei geht es vor allem um medizinische Grundversorgung, aber auch um Spritzentausch für Drogenkonsument*innen und Informationen über Hygiene und Ernährung. Außerdem sind Sozialarbeiter*innen für eine Beratung in sozialen Fragen bei den Einsätzen dabei.
„Die Leute kommen nicht ohne Grund zu uns. Ich hinterfrage die Gründe gar nicht, ich sehe vor mir einen Menschen, der Hilfe braucht.“
Iris Scherrenbacher, MedMobil
Die Gründe, warum Menschen das MedMobil aufsuchen, sind ganz unterschiedlich. Iris Scherrenbacher, eine der Koordinator*innen und Sozialarbeiterin beim MedMobil, bezeichnet ihre Zielgruppe deswegen lieber als „Menschen mit dem Lebensmittelpunkt Straße“. Es sind Menschen in prekären Lebenssituationen, die durch das gesellschaftliche und soziale Netz gefallen sind. Sie sind von Armut betroffen, weil sie arbeitslos sind oder nicht genug verdienen, Drogenkonsument*innen oder Menschen mit und ohne Krankenversicherung. Manche haben zwar einen Wohnraum, aber durch ihre psychische Verfassung, etwa weil sie traumatisiert sind, können sie dort nicht leben. Scherrenbacher betont zudem: „Zum MedMobil kommen Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und Nationalitäten. Wohnungslosigkeit kann jeden treffen."
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