"Wir sind am Leistungslimit", sagt Projektleiter Cevat Kara. "In den Patient*innenzahlen spiegelt sich die wachsende Not und Armut in Deutschland, aber auch über seine Grenzen hinaus, wider. Es müssen langfristig politische Lösungen her, um die zugrunde liegenden Probleme europaweit anzugehen."
Die größte Patient*innengruppe, die das Angebot von Ärzte der Welt in München wahrnimmt, sind Bürger*innen aus anderen EU-Ländern, vor allem Bulgarien und Rumänien. Sie haben aufgrund des sogenannten Leistungsausschlussgesetzes in Deutschland keinen Anspruch auf die Kostenübernahme für Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte oder Medikamente. Das gilt auch für schwangere Frauen, die vermehrt Hilfe bei open.med suchen.
Aber auch eine wachsende Anzahl deutscher Staatsbürger*innen ohne ausreichenden Krankenversicherungsschutz sucht Unterstützung beim Ärzte der Welt-Team, das auch zur (Wieder-)aufnahme in die Krankenkasse berät.
"Besonders in Zeiten von Corona, kann es nicht sein, dass die medizinische Versorgung besonders verletzlicher Bevölkerungsgruppen der Zivilgesellschaft überlassen bleibt", so Projektleiter Kara. "Wir haben in der letzten Zeit eine zunehmende Anzahl positiver Covid-Testergebnisse verzeichnen müssen. Schon mehrfach mussten Patient*innen mit einem schweren Verlauf ins Krankenhaus eingeliefert werden."
Das Team von open.med bietet Menschen ohne Zugang zum regulären Gesundheitssystem - darunter Menschen ohne geregelten Aufenthaltsstatus und Wohnungslose - auch Coronatests und Impfungen an.
Das Ärzte der Welt-Projekt open.med München begeht in dieser Woche sein 15-jähriges Jubiläum. Mit einer medizinischen Anlaufstelle und einem Behandlungsbus bietet es medizinische Versorgung und soziale Beratung für Unversicherte und Menschen, die von Barrieren beim Zugang zu Gesundheitsversorgung betroffen sind. Die medizinische Versorgung leisten ehrenamtliche Ärzt*innen und Studierende. Seit Beginn des Projekts haben sie in rund 27.000 Konsultation fast 8.000 Personen unterstützt.