„Kommunikation ist der rote Faden in meinem Leben“, sagt Monica Ilea. Sie ist in Mühlbach in Siebenbürgen, Rumänien, aufgewachsen und hat in Klausenburg Sprach- und Literaturwissenschaft für Rumänisch und Englisch studiert. Ihr Interesse galt damals schon den Menschen. Ilea studierte auf Lehramt und war während des Studiums in der ethnologischen Feldforschung aktiv: Wie einst die Brüder Grimm in Deutschland, so gingen sie und ihre Kolleg*innen in die rumänischen Dörfer und sprachen dort vor allem mit Mitgliedern der Roma und siebenbürgisch-sächsischen Gemeinden. Sie sammelten alte Lieder und Bräuche, Sagen und mündliche Überlieferungen. Gerade in der Roma-Kultur ist bisher wenig aufgezeichnet worden, und oft war es so das erste Mal, dass diese immateriellen Kulturgüter publiziert wurden. Über ihre ethnologische Arbeit schreibt Ilea bis heute einen Blog auf Rumänisch, in dem sie auch über aussterbende Berufe, Handwerke und das Erbe der Siebenbürger Sachsen berichtet.
Nach dem Studium blieb Monica Ilea der Sprache und der Kommunikation treu und arbeitete als Texterin in einer großen Marketing-Abteilung in Bukarest und als Redakteurin im Bereich Presse und Medien für die rumänische Krebsgesellschaft. Danach hat sie als Verlegerin in einem Kinderbuchverlag in Klausenburg gearbeitet und ist bis heute auch als Redakteurin tätig.
Neustart in Deutschland
In Deutschland ist Monica Ilea seit zehn Jahren: Als ihr Mann eine attraktive Stelle in München angeboten bekam, entschloss sie sich schweren Herzens, mit ihm dorthin zu gehen. Deutsch als Fremdsprache fiel ihr erst einmal schwer. „Ich habe einen Deutschkurs besucht, viel Radio gehört, ferngesehen, gelesen und mir so die Sprache angeeignet“, erzählt sie.
Monica Ilea hatte schon länger den Wunsch, sich sozial zu engagieren und mit Menschen zu arbeiten. So ist sie zu Ärzte der Welt gekommen. „Das ist auch ein großes Geschenk für mich und ich bin dankbar, dass ich so ins Team aufgenommen worden bin“, sagt Ilea. „Dolmetschen ist mehr, als Informationen von einer Sprache in eine andere zu übertragen. Es erfordert Genauigkeit, aber auch Flexibilität und Intuition. Für mich ist es auf jeden Fall eine große Verantwortung.‘‘
Die Patient*innen seien oft erst etwas misstrauisch, denn sie hätten häufig schlechte Erfahrungen gemacht, berichtet Ilea. Ihr Vertrauen zu gewinnen, sei eine große Herausforderung.
Für eine Erfahrung, die viele Patient*innen teilen, wählt Monica Ilea eine fast poetische Formulierung: „Manche Menschen kommen mir vor wie Vögel mit gebrochenen Flügeln. Sie hatten einst so hohe Erwartungen, nun befinden sie sich manchmal in einer genauso schlimmen Lage wie in Rumänien.‘‘
Monica Ilea ist zwei Mal die Woche bei Einsätzen mit dem Behandlungsbus dabei und begleitet Patient*innen auch zur Facharztpraxis, wenn dort ein Termin ansteht. Oft muss sie hier nicht nur die Sprache übersetzen, sondern auch die Menschen beruhigen und ihnen durch Mitgefühl und Verständnis Sicherheit geben. „Die Patient*innen brauchen oft jemanden, der einfach gut zuhören kann und sie ernst nimmt,“ sagt sie. „Es fühlt sich gut an, Menschen zu unterstützen, sei es nur beim Dolmetschen, und ihre Dankbarkeit zu spüren.“