Novartis freiwillige Kehrtwende ist wegweisend. Sie untermauert das Argument der NGOs, dass das Patent unrechtmäßig erteilt wurde, und stellt die Legitimität anderer Patente auf Kymriah in Frage. Gleichzeitig schwächt sie die Position von Novartis bei zukünftigen Preisverhandlungen. Andere Akteure könnten nun ermutigt werden, verstärkt ähnliche Krebstherapien zu niedrigeren Preisen anzubieten.
Mit der Patentanfechtung wollten die Organisationen darauf aufmerksam machen, wie Pharmaunternehmen das Urheberrecht ausnutzen, um sich ein Monopol auf lebenswichtige Arzneimittel und Therapien zu verschaffen. So können sie Preise relativ willkürlich festlegen, was die Budgets der europäischen Gesundheitssysteme unter enormen Druck setzt und den Zugang von Patient*innen zu notwendigen Medikamenten gefährdet.
Ganz aufatmen können die Gegner von Medikamentenwucherpreisen allerdings noch nicht. Denn Novartis hält noch andere Patente auf Kymriah, so dass der Weg für die Entwicklung von erschwinglichen Alternativen noch nicht frei ist. Kymriah ist eine sogenannte CAR-T-Zell-Therapie zur Behandlung von Blutkrebs bei jungen Menschen bis zu 25 Jahren. Dabei werden sogenannte T-Lymphozyten der Patient*innen genetisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und angreifen können.
Bereits in der Vergangenheit hatte Ärzte der Welt zusammen mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen Einspruch beim Europäischen Patentamt erhoben gegen Patente, die den Wirkstoff Sofosbuvir - Bestandteil eines Medikamentes zur Behandlung von Hepatitis C - schützen. Die Organisation will mit den Patentanfechtungen eine öffentliche Diskussion über die Bedrohung, die für Gesundheitssysteme und Gesellschaft von überhöhten Medikamentenpreisen ausgeht, ins Bewusstsein von Regierungen und Zivilgesellschaft rücken.
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