München - In den Gemeinschaftsunterkünften für Asylsuchende, wo Ärzte der Welt von 2015 bis Mitte 2017 aktiv war, und in unseren Anlaufstellen in München, Berlin, Hamburg und Stuttgart, wo wir auch immer wieder Patient(inn)en mit Fluchthintergrund behandeln, haben wir derartige Erfahrungen, wie der Arzt aus Deggendorf sie schildert, nicht gemacht. Weder können wir von einem "Medizintourismus" berichten, noch von überzogenen Forderungen oder besonders schlechtem Benehmen. Auch unsere rund 120 ehrenamtlichen Ärzt(inn)en allein in München haben so etwas nicht erlebt. Wie unter Deutschen gibt es sicher auch unter Asylbewerbern unhöfliche Patient(inn)en. Doch zu unterstellen, dass eine Gruppe allein wegen ihrer Herkunft zu besonders anmaßendem Auftreten neigt, ist eine gefährliche Verallgemeinerung.
Die Anschuldigung, dass Menschen Asyl beantragen, um sich medizinische Luxusbehandlungen zu erschleichen, erübrigt sich schon dadurch, dass laut Gesetz Asylbewerbern in den ersten 15 Monaten nur Leistungen unter dem Niveau der gesetzlichen Krankenkassen zustehen.
"Die überwiegende Mehrheit unserer Klienten hat Schlimmes durchgemacht. Sie sind keine Bittsteller, sondern haben wie jeder andere Mensch ein Grundrecht auf angemessene Gesundheitsversorgung", sagt Ärzte der Welt-Direktor François de Keersmaeker. "Deutschland hat sich in verschiedenen internationalen Abkommen dazu verpflichtet, dieses Recht zu gewährleisten. Besondere Dankbarkeit fordern wir daher weder ein, noch erleben unsere ehrenamtlichen Ärzte einen Mangel daran."