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Zweimal pro Woche hilft Ärzte der Welt den nicht-registrierten Flüchtlingen in München mit medizinischer Basisversorgung. Foto: Ärzte der Welt

Deutschland: Mehr Hilfe für Flüchtlinge

 

Deutschland: Mehr Hilfe für Flüchtlinge

Oktober 2015. Abhören, Fieber messen, auf akute und ansteckende Krankheiten untersuchen: Die Flüchtlinge, die derzeit nach Deutschland kommen, werden nach ihrer Ankunft medizinisch versorgt. Schwieriger ist die Situation für Menschen, die sich nicht registrieren lassen und daher keiner Erstuntersuchung unterzogen werden. Ärzte der Welt hilft ihnen im Rahmen eines neuen Projekts.

Zweimal pro Woche sucht ein Ärzte der Welt-Team Flüchtlinge, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht registrieren lassen, im Umfeld des Münchner Hauptbahnhofs auf. Mithilfe von Dolmetschern nimmt das Team Kontakt zu den Menschen auf und versucht, Vertrauen aufzubauen. Ein Arzt und ein Medizinstudent kümmern sich dann um die medizinische Versorgung.

„Es sind vor allem Familien aus Syrien und Afghanistan und Menschen aus Eritrea, die wir dort antreffen“, erläutert Cevat Kara, Mitarbeiter von Ärzte der Welt und Mitglied des Teams. Viele von ihnen sind erkältet, haben Hautkrankheiten. Einige leiden auch unter chronischen Beschwerden wie Bluthochdruck und Diabetes und hatten während ihrer Flucht keine ärztliche Betreuung – „mit bisweilen gravierenden Folgen“, sagt Kara. „Wir haben zum Beispiel eine etwa 70 Jahre alte Frau gesehen, die Diabetikerin war und deswegen eine schlimme Entzündung am Fuß hatte. Obwohl sie eigentlich nicht reisefähig war, hat sie sich nicht beklagt und alles ertragen. Es ist beeindruckend, was diese Menschen auf sich nehmen, welchen Preis sie zahlen.“
Auch über das Angebot von open.med informiert das Team. Denn bei open.med, der Münchner Anlaufstelle für Menschen ohne Krankenversicherung, können sich Schutzsuchende behandeln und beraten lassen – kostenlos und anonym.

Die meisten der Flüchtlinge wollen jedoch weiterreisen, Richtung Norddeutschland, Richtung Skandinavien. Das Ärzte der Welt-Team gibt ihnen im Bedarfsfall Adressen von Partnerorganisationen im Norden mit, die medizinische Hilfe anbieten. „Im Bedarfsfall stellen wir auch einen handschriftlichen Kurzbefund aus, damit der Arzt vor Ort sofort weiß, worum es geht“, sagt Cevat Kara.

Der Kälte schutzlos ausgeliefert
Nach dem Ende des Oktoberfestes werden die Flüchtlingszahlen in München wieder steigen, und damit auch die Zahl der nicht registrierten Flüchtlinge. „Unsere Hilfe wird weiterhin nötig sein“, sagt Sabine Fürst, Leiterin der Inlandsprojekte von Ärzte der Welt. Zumal die Menschen in der Nähe des Hauptbahnhofs im Freien übernachten und die Nächte immer kälter werden. Damit erhöht sich auch das Krankheitsrisiko. „Das Projekt befindet sich gerade in der Pilotphase“, erklärt Sabine Fürst. „Wir dokumentieren die Einsätze und werten unsere Erfahrungen nach vier Wochen aus. Dann entscheiden wir, wie es weitergehen kann.“