Unsere Hilfe weltweit
Im Irak versorgen unsere Teams Binnenvertriebene in Basisgesundheitszentren und mit mobilen Kliniken. In Syrien haben wir eigene medizinische Notfallstrukturen aufgebaut, wir betreuen Kranke und Verletzte und verteilen Medikamente. In der Zentralafrikanischen Republik sind wir trotz der instabilen Sicherheitslage vor Ort und kümmern uns
besonders um die Gesundheit von Müttern und Kindern. In Europa unterstützen wir Geflüchtete und Migrant*innen ohne geregelten Aufenthaltsstatus mit medizinischer Hilfe und sozialrechtlicher Beratung. Auf politischer Ebene setzen wir uns im Rahmen unserer Lobby- und Kampagnenarbeit für die Rechte der Menschen ein, die bei uns Schutz suchen.
Alia Saaed*
Die achtfache Mutter Alia Saaed musste vor eineinhalb Jahren wegen des Krieges mit ihrem Mann und ihren Kindern aus ihrer Heimat in Nordwest-Syrien fliehen. Die Familie lebt nun in einem kleinen Flüchtlingscamp. Dort ist das Leben sehr hart, die Familie ist arm und nicht ausreichend vor Kälte geschützt. Alia Saaeds Mann versucht, als Tagelöhner Geld zu verdienen, ist aber schon seit Monaten arbeitslos.
„Der Traum, in meine Heimat zurückzukehren, verfolgt mich. Immer wenn ich an mein Dorf denke, steigen mir Tränen in die Augen,“ sagt die 31-Jährige. „Das Gesundheitszentrum von Ärzte der Welt erleichtert unser Leid ein wenig. Es ist nur etwa zehn Minuten zu Fuß von unserem Camp entfernt. Das medizinische Personal geht sehr freundlich und entgegenkommend mit uns um und untersucht die Patient*innen sorgfältig.“
Alia Saaed hat unter anderem die im Gesundheitszentrum angebotene Schwangerschaftsvorsorge in Anspruch genommen und dort auch entbunden.
*Name geändert
Ana Babic*
Ana Babić war während des Jugoslawienkrieges nach Deutschland geflohen. Aus Angst, abgeschoben zu werden, hatte sie nie einen Aufenthaltstitel beantragt. Seit über 30 Jahren lebt die 80-Jährige nun ohne Papiere. 2014 musste Ana ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo mehrere chronische Erkrankungen festgestellt wurden. Den Krankenhausaufenthalt bezahlte eine Freundin, die Versorgung ihrer chronischen Krankheiten übernahm open.med München. Der Klinikaufenthalt war Anas erster Arztbesuch in Deutschland.
Ich habe keine Papiere, ich habe keinen gültigen Aufenthalt hier und kann mich nirgendwo sehen lassen.
*Name geändert
Alessandro De Luca*
„Ich bin nach Deutschland gekommen, um als Koch zu arbeiten. Bei einem der Restaurants, wo ich nach einem Job gefragt habe, sagte man mir, dass ich in der Notunterkunft für Wohnungslose, in der Bayernkaserne übernachten kann. Aber ich kann da nicht bleiben. Ich bin herzkrank und dort sind so viele Leute auf engem Raum." Ich wurde zu Ärzte der Welt geschickt, weil ich eine Bescheinigung brauche, dass ich zu einer Risikogruppe gehöre. Wenn ich Corona bekomme, wäre das gefährlich für mich. Es ist sicherer, wenn ich mit weniger Menschen in einem Zimmer schlafe.
„2010 hatte ich eine Herz-OP und muss seitdem täglich Medikamente nehmen. Ich habe heute Morgen die letzte genommen und brauche neue. Beim Einatmen habe ich Schmerzen in der Brust, darum wollte ich mich auch von einem Arzt untersuchen lassen."
*Name geändert
Violeta Zulfalari
Die Bulgarin Violeta Zulfalari bezieht zwar über ihren verstorbenen Mann eine Witwenrente und hat damit auch Anspruch auf eine Krankenversicherung in Deutschland, besaß jedoch lange Zeit keinen Versicherungsnachweis. Aus eigenen Mitteln konnte sie die Behandlung nicht zahlen. Außerdem berichtet die 57-Jährige von Diskriminierungen und Sprachbarrieren, als sie in einem Krankenhaus Hilfe suchte.
Man hat mir noch nicht einmal ins Gesicht geschaut und mir gesagt, ich solle wieder gehen, weil ich kein Deutsch spreche. Wenn ihr nicht gewesen wärt, wäre ich auf der Straße gestorben.
Rand A., 13 Jahre
„Seit neun Monaten wohne ich mit meinen Eltern und drei meiner Geschwister Hotel Porin. Davor waren wir eineinhalb Jahre in Deutschland. Ich bin in Hoyerswerda auf die Schule „Am Stadtrand“ gegangen. Das passt doch perfekt zu meinem Namen! Mein Lehrer, Herr Mager, mochte mich. Ich war gut in der Schule und hatte viele Freunde. Doch eines Nachts um drei Uhr hat es laut an unsere Tür geklopft. Es waren Polizisten, die uns nach Kroatien zurück bringen wollten. Schneller, schneller, haben sie gesagt, ihr habt fünf Minuten, eure Sachen zu packen. Ich durfte nur zwei Koffer mitbringen. Jeden Abend bete ich, dass ich nach Deutschland zurück kann. In Kroatien ist das Leben schlecht. Hier in der Unterkunft sind viele Menschen traurig, manche sind psychisch krank. Das Essen ist nicht sehr gut und die Heizung, die wir gekauft haben, wurde uns wieder weggenommen. Letzte Woche auf dem Schulweg hat eine Frau mich mit einer Bierflasche bedroht und zu mir gesagt, ich solle aus Kroatien verschwinden. In Deutschland ist mir so etwas nicht passiert."
- Interview im Rahmen der Radio-Refugee Videoreihe
Moussa K., 30 Jahre
„Ich bin schon in ganz Europa gewesen. Eineinhalb Jahre war ich in Österreich und ein halbes Jahr in Deutschland. Ich spreche sehr gut Deutsch. Weil ich keinen Sprachkurs machen durfte, habe ich allein zu Hause gelernt. Ich hatte viele Freunde, die mir geholfen haben. Ich denke, dass mein Asylantrag in Kroatien abgelehnt wird, denn in meinem Land ist kein Krieg. Ich kann nicht über meine Geschichte im Libanon reden, aber ich habe dort politische Probleme und zurückzugehen, wäre gefährlich. Aber das interessiert die Leute hier nicht, sie denken nur darüber nach, wie sie einen wieder loswerden können. Seit dreieinhalb Jahren grübele ich permanent über meine Zukunft nach, aber es gibt keine Lösung. Ich bin schon ganz krank davon. Aber ich vertraue Gott. Ich würde gern eine Ausbildung machen und eine Arbeit finden. Von den zehn Euro im Monat, die wir hier bekommen, kann man nicht leben. Einen Hund zu halten, kostet mehr."
- Interview im Rahmen der Radio-Refugee Videoreihe
Malik Z., 36 Jahre
„Die pakistanischen Taliban haben von mir mehr als 20.000 Dollar erpresst. Sie haben gesagt, ich sei ein „schlechter Muslim“, weil ich als Elektriker für die US-Armee gearbeitet habe. Als mir das Geld ausging, musste ich nach Österreich fliehen. Dort hatte ich eine Freundin und eine kleine Tochter. Unser Kind starb mit nur zweieinhalb Monaten. Danach machte ich den Fehler, Österreich unerlaubt zu verlassen, und landete in einem ungarischen Gefängnis für Flüchtlinge, wo ich über ein halbes Jahr eingesperrt war. Nach meiner Entlassung bin ich sechs Tage lang durch den Wald geirrt, bis ich mit wunden Füßen in Kroatien ankam – ungarische Polizisten hatten mich irgendwo ausgesetzt und in die falsche Richtung geschickt. Früher war ich Bodybuilder. Schau mich jetzt an, ich sehe aus wie ein kranker Mann. Ich bekomme Medikamente, damit ich besser schlafe. Wenn ich hier Asyl und eine Arbeitserlaubnis bekomme, würde ich gern als Automechaniker oder als Elektriker arbeiten. Ich habe keine Kraft mehr, länger zu warten."
- Interview im Rahmen der Radio-Refugee Videoreihe
Wafaa L., 39 Jahre
„Mein dreijähriger Sohn hat heute noch Angst vor Flugzeugen, weil sie ihn an die ständigen Luftangriffe auf unsere Heimatstadt Idlib erinnern. Wir sind über Kroatien nach Deutschland geflohen, deshalb haben sie uns nach Zagreb abgeschoben. Mein ältester Sohn ist mit seinem Onkel schon vor uns nach Deutschland gegangen. Er wohnt heute in Leipzig. Außerdem habe ich noch einen Sohn in Syrien. Seit einem Dreivierteljahr warten mein Mann, die jüngeren Kinder und ich auf eine Entscheidung, ob wir in Kroatien Asyl bekommen. Es fühlt sich so an, als wäre in meinem Leben noch immer Krieg. Warum tut die EU uns das an und schickt uns von Land zu Land? So haben meine Kinder keine Zukunft, keine Hoffnung. In Deutschland war das Leben besser als hier in Kroatien. Das Gesundheitssystem und das Bildungssystem sind gut. Die Kinder hatten von Anfang an die Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Sie lieben die deutsche Sprache."Armelle S., 27 Jahre
„Ich habe ein 9 Jahre altes Mädchen, das im Kamerun blieb, als ich nach Frankreich kam, um hier zu leben. Für sie habe ich Kamerun verlassen. Dass ich sie zur Schule schicken kann. Heute habe ich Angst wieder schwanger zu werden. Ich habe kein Geld, um einen Besuch beim Frauenarzt zu bezahlen. Ich habe von mehreren Methoden der Empfängnisverhütung gehört, aber ich traue ihnen nicht. Es macht mir Angst. "