Die grausame Tat ereignete sich in Wharf Jeremie, einem der ärmsten und gefährlichsten Viertel von Port-au-Prince. Der Anführer der Bande soll den Massenangriff initiiert haben. Diesmal wurden insbesondere ältere Menschen zur Zielscheibe der Gewalt. Die Zahl der Todesopfer beläuft sich derzeit auf 184. Die strenge Kontrolle durch Banden, die auch die Nutzung von Mobiltelefonen einschränken, erschwert es den Bewohner*innen, Informationen über Massaker wie diese weiterzugeben.
Fehlende Sicherheit und Gesundheitsversorgung
Der Gewaltakt ist nur einer von vielen. Ärzte der Welt warnt vor einer Verschlechterung der Sicherheitslage und den gesundheitlichen Folgen. Der Schutz der Bevölkerung ist essenziell, genauso wie der Zugang zu humanitärer Hilfe.
„Wir sind zutiefst besorgt über die zunehmende Gewalt, die sich nicht nur gegen Zivilist*innen, sondern auch gegen die humanitären Helfer*innen richtet“, betont der Einsatzleiter von Ärzten der Welt in Haiti. „Es ist zwingend erforderlich, das Personal und die noch vorhandene medizinische Infrastruktur zu schützen und die humanitäre Unterstützung zu verstärken. Nur so können wir den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden.“
Denn das Gesundheitssystem ist fragil. In der Metropolregion Port-au-Prince arbeiten weniger als die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen mit voller Kapazität. Die Schließung von etwa 15 medizinischen Einrichtungen und die Überlastung der noch funktionierenden Krankenhäuser und Praxen verschärfen die Krise weiter.
Auf der Flucht vor der Bandenkriminalität
Die kontinuierliche Gewalt hat Zehntausende Menschen dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Die Gesamtzahl der Vertriebenen ist laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bis Oktober 2024 auf über 703.000 gestiegen, unter ihnen viele Kinder. Die Menschen suchen Zuflucht an Orten, die überfüllt und unsicher sind. Sexuelle Gewalt und andere Übergriffe sind dort an der Tagesordnung.
Obwohl immer Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, mangelt es an internationaler Hilfe, gerade einmal 43 Prozent wurden finanziell abgedeckt. Die Schließung des internationalen Flughafens Toussaint Louverture und die Einstellung der humanitären Flüge nach Port-au-Prince verschärfen die Isolation Haitis.
Ärzte der Welt fordert alle betroffenen Akteure auf, den Schutz für humanitäres und medizinisches Personal, sowie für medizinische Infrastrukturen sicherzustellen. Die internationale Gemeinschaft muss ihre humanitäre Hilfe in Haiti verstärken. Nur durch gemeinsames Handeln kann die dringend benötigte Unterstützung für die betroffene Bevölkerung gewährleistet werden.
Hintergrund
Ärzte der Welt ist seit fast 20 Jahren in Haiti tätig und arbeitet in den Bereichen Gesundheit, sexuelle und reproduktive Gesundheit, psychische Gesundheit, Schutz und Kapazitätsaufbau. Trotz der schwierigen Sicherheitslage setzt sich die Organisation weiterhin für die Gesundheitsbedürfnisse der lokalen Gemeinschaften ein.