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Die Ärzte der Welt-Patientin Anche Angelova

Anche Angelova: Mehr als ein Einzelfall

 

Die Nachricht vom Tod einer Patientin hat die Kolleg*innen unserer Münchner Anlaufstelle open.med erschüttert. Wir möchten ihr an dieser Stelle einen kurzen Nachruf widmen.

Wir haben Anche Angelova als Patientin kennengelernt. Sie litt unter einer quälenden Immunkrankheit, die ihren Körper mit Entzündungen und Wunden übersäte. Ein erster lebensnotwendiger Krankenhausaufenthalt war nur möglich, weil die Klinik in Vorleistung ging. Daneben war Frau Angelova Diabetikerin. Eine Coronainfektion wäre für sie mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich gewesen. Doch das Risiko sich anzustecken war groß, denn Angelova war wohnungslos und musste sich ihren Lebensunterhalt durch Betteln verdienen.

Aber Anche Angelova war kein „Problemfall“. Sie war eine bescheidene und stolze Frau, die wusste, was es heißt, Leid zu ertragen und trotzdem nicht aufzugeben. Sie kümmerte sich aufopferungsvoll um ihre geliebten Enkelkinder. Bis zu ihrer schweren Erkrankung, hatte sie nie die Unterstützung des Sozialsystems gesucht. Die liebevolle Großmutter und treue Freundin war mit ihrer warmen Art auch bei den Mitarbeitenden in unserer Anlaufstelle sehr beliebt. Diese haben bis zuletzt alles getan, um ihr die nötige Unterstützung zukommen zu lassen.

Kein Zugang zu lebensnotwendigen Behandlungen

Anche Angelova war etwas Besonderes. Doch sie war kein Einzelfall. Regelmäßig kommen Patient*innen mit schweren Krankheiten zu uns, denen der Zugang zu lebenswichtigen Leistungen verwehrt wird. Diese Fälle machen deutlich, wie das Gesundheits- und das Sozialsystem in Deutschland immer wieder versagen – weil sie zu kompliziert sind, zu teuer oder aufgrund von rechtlichen Barrieren. Menschen wie Frau Angelova, die Analphabetin war und kaum Deutsch sprach, bleiben für dieses System zu oft unsichtbar. Auch Anche Angelova scheiterte mit ihrem Antrag auf eine Kostenübernahme für lebensnotwendige medizinische Behandlungen durch das Sozialamt. Und das, obwohl Anche Angelova über sieben Jahre lang mitten unter uns in München lebte.

Sofern sie den Weg zu uns finden, können die Mitarbeitenden von open.med Betroffene in der Regel mit viel Hartnäckigkeit und Einsatz in die Regelversorgung integrieren. Doch manchmal ist es schon zu spät – wie im Fall von Anche Angelova, die nun im Alter von 66 Jahren verstorben ist. Wir werden sie nicht vergessen und uns weiter unermüdlich für die Rechte und Würde von Menschen wie sie einsetzen. Unsere Gedanken und unser Beileid gelten Frau Angelovas Angehörigen.