Während der Corona-Pandemie passen wir unsere Arbeit flexibel den aktuellen Gegebenheiten an. Hier ein kurzes Update:
- Bei unserem Einsatz mit dem Behandlungsbus vor der Notunterkunft für Wohnungslose in der Münchner Bayernkaserne, können wir Patient*innen in Einzelfällen inzwischen auch auf Corona testen, falls sie für Covid-19 typische Symptome aufweisen. Die Sprechstunden sowohl des mobilen Projektes als auch in der Anlaufstelle laufen nach wie vor unter Einhaltung entsprechender Maßnahmen zum Infektionsschutz weiter.
- In Berlin werden nur Patient*innen beraten und behandelt, die vorher einen Termin vereinbart haben. Außerdem wurden zum Beispiel Plexiglasscheiben am Empfang und im Beratungszimmer installiert, um Ansteckungen mit dem Virus zu vermeiden. Die psychiatrischen und psychotherapeutischen Sprechstunden finden per Videokonferenz statt.
- In Hamburg kann aktuell nur ein Notbetrieb gewährleistet werden, das heißt Bestandpatient*innen können nach Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin ihre Medikamente bekommen. Der Versuch, ärztliche Konsultationen per Videokonferenz durchzuführen, hat sich nicht bewährt.
- Insgesamt stellen wir fest, dass Patient*innen tendenziell mit ernsteren Erkrankungen zu uns kommen und kaum noch wegen leichterer Beschwerden.
- Vor allem in München kommen immer mehr Menschen zu uns, die wegen der Coronakrise keinen Zugang zu notwendigen medizinischen Leistungen haben, zum Beispiel weil sie nicht in ihr Heimatland zurückreisen können. Andere haben ihre Arbeit und ihre Krankenversicherung verloren.
„Die Schwächsten bleiben gerade auf der Strecke.“ So fasst Ärzte der Welt-Projektleiter Cevat Kara die Auswirkungen der Coronakrise auf viele seiner Klient*innen zusammen. Für sie ist es schon in normalen Zeiten schwierig, in einer Arztpraxis oder im Krankenhaus behandelt zu werden. Wenn das Gesundheitssystem wie in der aktuellen Krise an seine Grenzen stößt, bleiben sie oft erst recht außen vor. Vor allem betroffen sind Wohnungslose, Menschen ohne geregelten Aufenthalt, EU-Bürger, aber auch Deutsche ohne ausreichenden Versicherungsschutz.
Deshalb ist Ärzte der Welt gerade jetzt darum bemüht, den medizinischen Bedarf dieser Patient*innen zu decken. Dazu gehört zum Beispiel, chronisch Kranke mit Medikamenten zu versorgen. „Wir haben einen Vertrauensvorschuss bei Menschen, die sich nicht trauen, sich über das reguläre System Hilfe zu suchen oder es aus anderen Gründen nicht können,“ sagt die Ärzte der Welt-Fachberaterin für Inlandsprogramme Carolin Bader.
Dieses Vertrauen hilft Ärzte der Welt dabei, über den Coronavirus aufzuklären und zum Beispiel auch Menschen mit mangelnden Deutschkenntnissen darüber zu informieren. Daneben können wir Verdachtsfälle, die vielleicht sonst unter dem Radar geblieben wären, an die zuständigen Stellen vermitteln und sie bei den weiteren Schritten unterstützen.
Ärzte der Welt bemüht sich deshalb, seine Angebote in München, Berlin und Hamburg zum Teil mit Einschränkungen weiter bereitzustellen.
Ärztliche Konsultationen per Videokonferenz
„So lange wir die Ausstattung haben und die Ehrenamtlichen kommen, machen wir weiter,“ sagt der Projektleiter von open.med München Cevat Kara. Um die Ansteckungsgefahr für die Mitarbeitenden gering zu halten, wird der open.med-Behandlungsbus, der unter anderem am Münchner Hauptbahnhof und vor der Notunterkunft für Wohnungslose in der Bayernkaserne im Einsatz ist, mit Absperrband umgeben. In den Bus gelassen wird nur, wer keine für Corona typische Symptome zeigt und sich in letzter Zeit in keinem Risikogebiet aufgehalten hat. Auch in der Münchner Anlaufstelle in der Dachauer Straße wird schon draußen eine Vorauswahl durchgeführt. Die Mitarbeiter*innen sind mit Masken und, wenn nötig, entsprechender Schutzkleidung ausgestattet.
Die Sicherheitsvorkehrungen richten sich nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts sowie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM).
In der Hamburger open.med-Praxis wird aktuell über ein System nachgedacht, bei dem der Empfang am Fenster stattfindet und - falls keine typischen Corona-Symptome festgestellt werden - die Patient*innen von der Praxis aus per Videokonferenz mit Ärzt*innen verbunden werden. „In Hamburg haben wir viele Klient*innen, die kein Telefon haben oder nicht lesen und schreiben können. Für die müssen wir direkt erreichbar sein. Gleichzeitig müssen wir natürlich unsere Ehrenamtlichen schützen,“ erklärt Carolin Bader.
In Berlin musste Ende März die allgemeine Sprechstunde ausfallen, die Kindersprechstunde fand mit vorheriger Terminvereinbarung statt. Inzwischen wird beides wieder angeboten, allerdings mit Terminvergabe.
Die Patient*innenzahl sei durch die Coronakrise nur zum Teil leicht gestiegen, berichtet Bader. „Auch bei unseren Patient*innen ist die Angst angekommen. Wer nichts wirklich Dringendes hat, kommt gar nicht erst.“
Bitte beachten Sie:
Unsere Anlaufstellen sind nicht der geeignete Ort, wenn Sie glauben, sich mit Corona infiziert zu haben. Patient*innen, die zu uns kommen wollen, sollten sich vor einem Besuch mit uns telefonisch absprechen.
Patient*innen mit Erkältungssymptomen, die Kontakt zu einer mit dem Coronavirus infizierten Person hatten, wenden sich bitte direkt an das zuständige Gesundheitsamt.
Wir brauchen Ihre Unterstützung:
Um unsere Arbeit auch in Zukunft weiterführen zu können, benötigen wir dringend Schutzmasken mit FFP2-Filter (keine normalen Mundschutzmasken). Sollten Sie solche zur Verfügung stellen können, wären wir für eine Nachricht an openmed@aerztederwelt.org sehr dankbar.
Auch mit einer Spende (https://www.aerztederwelt.org/spenden-helfen/jetzt-spenden.html) für unsere Inlandsprojekte können Sie uns unterstützen. Auch in den Auslandsprojekten stellen wir uns aufgrund der Coronakrise auf einen erhöhten Hilfsbedarf ein.