Mindestens 559 bestätigte Cholerainfektionen und über 40 Todesfälle, die auf die Krankheit zurückzuführen sind, gab es seit Anfang September allein im nigerianischen Bundesstaat Borno. Auch Ärzte der Welt hat in seinen Kliniken in der Hauptstadt Maiduguri und im etwa 90 Kilometer entfernten Damboa bereits Cholera-Patient*innen aufgenommen.
Was wir jetzt tun
Im gesamten Bundesstaat wird die Entwicklung der Cholera-Epidemie überwacht und Maßnahmen zwischen den dort tätigen humanitären Organisationen abgestimmt, um schnell und sinnvoll reagieren zu können.
In unseren Gesundheitseinrichtungen in Maiduguri und Damboa wurden orale Rehydrationsstationen eingerichtet. Da Cholera vor allem starken Durchfall und damit Flüssigkeitsverlust hervorruft, versorgen die medizinischen Teams in den Krankenhäusern dehydrierte Cholera-Kranke.
In Damboa wird eine Cholera-Behandlungsstation eingerichtet werden, ebenso in einem Camp für Binnenflüchtlinge. Die Apotheke im Krankenhaus von Maiduguri hat Cholera-Untersuchungskits bereits vorrätig.
Schwierige Arbeitsbedingungen
Alle Maßnahmen von Ärzte der Welt hängen von den Sicherheitsbedingungen in Damboa ab, die laufend beobachtet und ausgewertet werden. Die islamistisch-terroristische Gruppierung Boko Haram hat Tausende Menschen innerhalb des Nordostens Nigerias vertrieben. Die vergleichsweise sicheren Gemeinden konnten nicht alle Flüchtlinge aufnehmen und sind überlastet, die Camps für Binnenflüchtlinge oft überfüllt. Dazu kommt, dass zwei Drittel der Gesundheitseinrichtungen durch Terroranschläge beschädigt worden sind.
Trotz der massiven Herausforderungen führt Ärzte der Welt in Nigeria täglich im Durchschnitt 385 Behandlungen in sieben Gesundheitszentren durch. Viele Kinder sind mangelernährt, der Bedarf an Hilfe und kräftigender Spezialnahrung steigt. Auch die Erwachsenen leiden oft unter den Zuständen in den Camps. In manchen ist Ärzte der Welt die einzige medizinische Anlaufstelle. Durch die Dürre und Hitze und die Auswirkungen der Coronapandemie hat sich die Lage der Menschen nochmals verschlimmert.
Langjährige Erfahrung
Ärzte der Welt ist seit 2016 in Borno im Einsatz. Die Teams bieten dort medizinische Grundversorgung, Behandlungen bei Mangelernährung und psychologische Unterstützung für Überlebende geschlechtsbezogener Gewalt an.
Durch ihre langjährigen Erfahrungen und Kenntnisse sind die Ärzte der Welt-Kolleg*innen in der Lage, auf Epidemien und Notfälle, etwa durch Massenvertreibungen, schnell und angemessen zu reagieren: Schon während der Choleraausbrüche 2017 und 2019 in Borno und während der Flucht von Tausenden Binnenvertriebenen 2019 zeigte sich die Expertise der Teams. Auch als die Covid-19-Pandemie Anfang 2020 ausbrach, kam diese entscheidend zum Tragen.
Unsere Aktivitäten in Borno werden vom Auswärtigen Amt unterstützt. Dennoch sind wir auf Spenden angewiesen. Bitte helfen Sie mit!