Anlässlich der bevorstehenden hochrangigen Geberkonferenz appellieren wir an die Geber, angemessene Mittel für die Umsetzung des humanitären Reaktionsplans der Vereinten Nationen für den Jemen zur Verfügung zu stellen. Daneben fordern wir sie auf:
- sicherzustellen, dass eine breite und vielfältige Gruppe von Geldgebern großzügig zur Finanzierung des humanitären Reaktionsplans beiträgt, um eine sachgerechte und verantwortungsvolle Reaktion zu gewährleisten. Es ist zentral, dass eine inklusivere Gruppe von Gebern am Tisch sitzt, wenn Entscheidungen über die humanitäre Hilfe für den Jemen getroffen werden.
- die Modalitäten und Bedingungen der Mittelvergabe zu überdenken, darunter die Notwendigkeit für größere Flexibilität und langfristige Finanzierung, damit humanitäre Organisationen besser auf diese humanitäre Krise reagieren können, während sie gleichzeitig mit massiven bürokratischen Hindernissen und Sicherheitsproblemen kämpfen.
- die Mittel für bestimmte Bereiche zu erhöhen, zum Beispiel für reproduktive und psychische Gesundheit, psychosoziale Unterstützung sowie Hilfe für Opfer geschlechtsbezogener Gewalt. In diese Bereiche zu investieren, kann langfristige negative Auswirkungen auf die jemenitische Bevölkerung, insbesondere Frauen und Kinder, mildern.
- in einen raschen Wiederaufbau und die Entwicklung nicht direkt von dem Konflikt betroffener Regionen zu investieren, um die Widerstandsfähigkeit der Menschen im Jemen zu stärken und damit sie sich wieder eine Existenz aufbauen können. Das bedeutet, dass Unterstützer zusätzlich zu ihrem Schwerpunkt auf die Konfliktregionen kreativ darüber nachdenken müssen, andere Teile des Landes zu unterstützen. Auch wenn diese möglicherweise weniger stark von dem Konflikt betroffen sind, leiden sie ebenso unter Unsicherheit, politischer Instabilität, schwacher Verwaltung und schlechtem Zugang zu Ressourcen und Dienstleistungen.
- ihren Einfluss auf die nationalen Behörden in Sana’a und Aden zu nutzen, um über die Zugangsbedingungen für humanitäre Organisationen zu verhandeln und Hindernisse zu beseitigen. Obwohl die Zugangsbeschränkungen eine Herausforderung waren, konnten die NGOs der Bevölkerung in großen Teilen des Landes Hilfe leisten und dabei zahlreiche Leben retten. Sie bleiben die wichtigsten humanitären Akteure vor Ort. Die Zugangsprobleme dürfen die Geber nicht dazu verleiten, uns nicht mehr zu unterstützen. Im Gegenteil, wir brauchen die Geber, um diese Herausforderungen zu überwinden – deshalb berichten wir von ihnen.
Humanitäre Hilfe darf nicht vom Friedensprozess abhängig gemacht werden
Als internationale Organisationen vor Ort sind wir überzeugt, dass die Krise im Yemen, die als die „schlimmste humanitäre Krise unserer Zeit“ bezeichnet worden ist, nicht mit Geld allein zu lösen ist. Wir rufen die Geber und die international Gemeinschaft vor allen Dingen dazu auf, Maßnahmen zum Schutz der jemenitischen Bevölkerung zu unterstützen, die Verantwortlichen für Verstöße gegen das Kriegsrecht zur Rechenschaft zu ziehen sowie Friedensverhandlungen zu führen und Druck auf Verbündete auszuüben, eine friedliche Lösung für den Konflikt im Jemen zu finden.
Nur ein Frieden kann dem Leid der jemenitischen Bevölkerung ein Ende setzen. Doch die humanitäre Hilfe darf nicht vom Friedensprozess abhängig gemacht werden. Es ist noch ein langer Weg zum Frieden im Jemen, aber die Menschen leiden jetzt. Humanitäre Hilfe und rasche Unterstützung beim Wiederaufbau wird noch lange Zeit gebraucht werden, um die während der vielen Kriegsjahre entstandenen Schäden zu reparieren. Die internationale Gemeinschaft darf keine Zeit verlieren und muss die Menschen im Jemen weiterhin nachhaltig und umfassend unterstützen.
Lesen Sie hier das vollständige Schreiben: Gemeinsame Botschaft der Internationalen Nichtregierungsorganisationen