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Stephanie Kirchner: "Ich will berichten und etwas verändern"

 

Seit August 2017 berichtet Stephanie Kirchner im Team der Öffentlichkeitsarbeit über die Projekte von Ärzte der Welt. Vorher war sie viele Jahre als Journalistin tätig, bis sie sich entschloss, ihre Fähigkeiten bei der medizinischen Nicht-Regierungsorganisation einzubringen. Im Interview erzählt sie, wie es dazu kam.

Stephanie, bis Du zu Ärzte der Welt kamst, hast Du als Journalistin gearbeitet. Wie bist Du zum Journalismus gekommen?

Stephanie Kirchner: Als Schülerin war ich sehr musikbegeistert und habe für ein Stadtmagazin Musikkritiken geschrieben und Bands interviewt. Das Recherchieren, die Interviews und das Schreiben hat mir viel Spaß gemacht und so habe ich mir überlegt, dass ich auch später gern in diesem Bereich arbeiten würde.

Wie bist Du vorgegangen, um dieses Ziel zu erreichen?

Ich habe in Berlin und London Neuere Deutsche Literatur, Englisch und Geschichte studiert und parallel für einige englische Medien gearbeitet, unter anderem den Guardian und die BBC. Dort habe ich vor allem den Korrespondenten zugearbeitet und Beiträge vorbereitet. Im Time Magazine und der dazugehörigen Online-Ausgabe konnte ich viele eigene Artikel veröffentlichen.

Es folgten kurze Stationen beim Tagesspiegel und der Deutschen Presseagentur und ein zweijähriges Volontariat bei der Zeitschrift Kulturaustausch.

Danach hast Du wieder für ein englischsprachiges Medium gearbeitet.

Ja, ich war danach dreieinhalb Jahre Reporterin bei der Washington Post. Es war die Zeit der sogenannten Flüchtlingskrise und ich habe viel über die Situation geflüchteter Menschen berichtet. Darüber, unter welchen Umständen sie Deutschland erreicht haben und wie es hier mit ihnen weitergeht.

Hat Dich das motiviert, für Ärzte der Welt zu arbeiten?

Auf jeden Fall. Angesichts der Dinge, die ich gesehen und erfahren habe, hatte ich das Bedürfnis, nicht mehr länger nur neutral zu berichten, sondern auch etwas zu verändern und Position zu beziehen. Das war als Reporterin im Rahmen einer objektiven Berichterstattung nicht möglich. Ärzte der Welt als Organisation, die sich sowohl praktisch für die medizinische Versorgung von Menschen in Not als auch politisch für die Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse einsetzt, schien mir dafür ideal.

Du bist nun ein halbes Jahr dabei. Hat sich Deine Hoffnung, etwas verändern zu können, erfüllt?

Ich bin erstaunt, wie viel man gemeinsam erreichen kann. Schon jetzt habe ich miterlebt, was wir durch eine kontinuierliche Berichterstattung, unsere Zusammenarbeit mit Journalisten und durch unsere Advocacy-Arbeit bewirken konnten.

Wer oder was hat Dich bisher besonders berührt?

Das sind vor allem die Leute, die man in den Projekten trifft. Jeder einzelne Mensch und seine oder ihre Art, trotz widrigster Umstände weiter zu machen und durch unsere manchmal nur kleinen Hilfestellungen neue Kraft zu schöpfen. Eine Patientin, die mich sehr beeindruckt hat, ist Natka, eine Frau, der wir nach starken Verbrennungen helfen konnten. Heute hat sie neuen Lebensmut und arbeitet wieder.

Im Rahmen eines Videoprojekts mit Flüchtlingen in Zagreb konnte ich mit der dreizehnjährigen Rand sprechen, die nach der Abschiebung aus Deutschland scheinbar ohne Perspektive in Kroatien festsaß. Sie war ein außergewöhnlich aufgewecktes und begabtes Mädchen und es war bedrückend zu sehen, wie sie daran gehindert wurde, ihr Potenzial zu entfalten. Gleichzeitig hat es mich sehr beeindruckt, wie sie versucht hat, das Beste aus der Situation zu machen. Ich empfinde es als bereichernd, Teil eines Teams zu sein, dessen Ziel es ist, Menschen wie sie zu unterstützen.

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