Ramla, in unserem Projekt in Äthiopien bist Du für die Finanzen und die Verwaltung verantwortlich. Wie würdest Du Deine Aufgaben beschreiben?
Wie jede humanitäre Organisation haben wir Einnahmen und Ausgaben. Ich sorge dafür, dass alle Ausgaben ordnungsgemäß und rechtzeitig getätigt werden, die Budgets und alle nationalen und internationalen Vorschriften eingehalten werden. Außerdem kümmere ich mich um die Dokumentation und die Steuern. Für unsere Geldgeber soll sichergestellt sein, dass wir das Budget auf eine bestimmte Art und Weise, in einem bestimmten Zeitraum und für den vorgesehenen Zweck verwenden. Das Finanzmanagement umfasst einen großen Teil dieser Aufgaben.
Ich bin auch für das Personalwesen verantwortlich und dafür, dass wir die lokalen Arbeitsgesetze einhalten. Ebenso soll für das Wohlergehen unserer Kolleg*innen so gut wie möglich gesorgt sein. Und wir versuchen, alle in unserem Team genauso für das Projekt zu begeistern, wie wir es selbst sind. Viele Menschen arbeiten aus Leidenschaft im Bereich der humanitären Arbeit. Ich möchte diese Leidenschaft in den Menschen kultivieren und dafür sorgen, dass sie sich mit unserer Arbeit identifizieren, unabhängig von ihrer Position und Aufgabe im Projekt.
War es schon immer Dein Ziel, im humanitären Sektor zu arbeiten?
Schon als Teenager habe ich mich für soziale Aktivitäten begeistert. Ich wusste nur nicht, dass es so etwas wie Nichtregierungsorganisationen gibt und was sie tun. In der High School habe ich davon geträumt, Sozialwohnungen oder Schulen zu bauen und damit mittellose Menschen und Kinder zu unterstützen.
Dein Studium hatte dennoch zuerst einen anderen Schwerpunkt.
Ich stamme aus Kenia, aber ich habe in Uganda studiert. An der Universität habe ich einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Finanzen abgelegt und danach einen Master in Betriebswirtschaft, ebenfalls mit dem Hauptfach Finanzen, gemacht. Ursprünglich dachte ich, ich würde vielleicht im Bereich Finanzanlagen und -investitionen arbeiten, aber ich habe schnell gemerkt, dass das nicht das ist, was ich machen will.
Bei möglichen Arbeitgebern habe ich mir immer die Frage gestellt: „Was sind die Werte dieses Unternehmens?" oder „Wie hilft es der Gemeinschaft?". Mit den Arbeitsstellen, die ich hatte, war ich in dieser Hinsicht nie glücklich. Das hat mich dazu gebracht nach einer gemeinnützigen oder humanitären Organisation zu suchen.
Wie hast Du dann Ärzte der Welt kennengelernt?
Ein Freund hatte mir eine Stellenanzeige geschickt. Ärzte der Welt suchte jemanden für Finanzen und Verwaltung – in einem Bezirk im Nordwesten Ugandas, von dem niemand in meiner Familie je gehört hatte. Nachdem ich mich über die Arbeit von Ärzte der Welt informiert hatte, beschloss ich, mich auf die Stelle zu bewerben. Und das ist nun schon fast fünf Jahre her!
Jetzt arbeite ich mit Ärzte der Welt Deutschland hier in der Somali-Region. Bis jetzt war die Erfahrung, die ich mit Ärzte der Welt gemacht habe, unglaublich gut. Ich würde das mit nichts anderem tauschen wollen.