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Lea Dannert bei einem reach.out-Workshop für geflüchtete Frauen. Foto: Ärzte der Welt

Reach.out: Unterstützung und Rückhalt erfahren

 

Das Projekt reach.out richtet sich an Menschen in Geflüchtetenunterkünften. Unter anderem organisiert unser Ärzte der Welt-Team dort Workshops und bietet Einzelberatungen an. Bei der Abschlussveranstaltung einer Workshop-Reihe im Ankerzentrum Fürstenfeldbruck war es erneut von der Resilienz der Frauen tief beeindruckt.

Das reach.out-Team von Ärzte der Welt bricht heute besonders zeitig auf. Heute ist der letzte Tag einer Workshop-Reihe im sogenannten Ankerzentrum Fürstenfeldbruck, und es haben sich einige Frauen für Einzelberatungen angemeldet. Die meisten kennt das Team  bereits. Einige hat es schon individuell mit Informationen unterstützt oder an medizinische, psychologische, psychosoziale und andere Versorgungsangebote vermittelt.

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Individuelle Betreuung in Einzelberatungen

In einem Nebenraum setzt sich Projektleiterin Michelle Kerndl-Özcan mit Annet Kiwu (Name geändert) zusammen. Die Frau kommt aus einem afrikanischen Land und ist schwanger. Das reach.out-Team hat ihr bereits Kontakt zu einer Hebamme und einem Krankenhaus vermittelt. Michelle Kerndl-Özcan informiert sie darüber, dass sie für die Entbindung im Krankenhaus einen Krankenbehandlungsschein benötigen wird und erklärt ihr, wie sie diesen bekommt. Doch es gibt noch ein weiteres Thema, das die junge Frau nach ihrer Flucht schwer belastet.

Annet Kiwu quälen regelmäßig schwere Alpträume und Schlafprobleme. Mit der ehrenamtlichen Psychiaterin von Ärzte der Welt, Stephanie Hinum, hatte sie bereit darüber gesprochen. Michelle Kerndl-Özcan stellt ihr eine Bescheinigung aus und hat einen Termin bei einer niedergelassenen Psychologin vom sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas ausgemacht. Sie gibt Annet die Kontaktdaten der Psychologin und schreibt ihr die Busverbindung zur Praxis auf. Wie so viele Frauen in der Unterkunft hat auch diese Klientin traumatische Erfahrungen gemacht. Als erwachsene Frau entging sie nur knapp einer gewaltsamen Genitalbeschneidung und musste fliehen.

Wie es für Annet Kiwu weitergeht, entscheidet bald eine Anhörung beim BAMF, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Dort wird über ihren Asylantrag entschieden. Für die Anhörung vor dem BAMF fühlt sie sich gut vorbereitet, dank der Informationen, die sie vom reach.out-Team bekommen hat. „Ich bin dafür sehr dankbar“, betont sie.

Feedback der Teilnehmerinnen

Zum Abschluss der Workshop-Reihe wurden die Frauen mit einem anonymen Fragebogen um ihr Feedback gebeten.

Lesen Sie hier einige ihrer Rückmeldungen.

 

Viele Frauen leiden unter den Folgen von Gewalt

Viele der Frauen leiden unter Schlafstörungen, oft aufgrund von traumatisierenden Ereignissen. Einige haben schwere sexuelle Übergriffe überlebt. Dazu gehört auch, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität von ihrer Gemeinschaft ausgestoßen worden sind und von Missbrauch und Gewalt bedroht waren und sind. Die Frauen hoffen nun, in Deutschland die Sicherheit zu finden, für die sie aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Auch Elisa Makalé (Name geändert) leidet unter Schlafstörungen und psychischen Problemen. Sie hat eine Gruppenvergewaltigung überlebt. Einfühlsam spricht Michelle Kerndl-Özcan mit ihr und vermittelt ihr den Kontakt zu einer Psychologin. Zudem ist Elisa Makalé schwanger, was für sie eine erhebliche Belastung darstellt. Unsere Projektleiterin hat bereits einen Kontakt zu einer Frauenärztin hergestellt  und wird sie am nächsten Tag dorthin begleiten.

Frauen stärken und anerkennen

Nach den Einzelberatungen sammeln sich schon die ersten Frauen im Raum und setzen sich auf die Stühle, die in einem großen Kreis aufgestellt sind. Sie freuen sich sichtlich, einander zu sehen, und begrüßen das Team. Nach einer Vorstellungsrunde und einer Aufwärmübung berichten die reach.out-Expertinnen Michelle Kerndl-Özcan und Lea Dannert über das Asylverfahren und die Anhörungen beim BAMF. Es sind wichtigen Informationen und die Frauen hören gespannt zu. Die Inhalte werden den Teilnehmerinnen später auch per Handy zugeschickt, so dass diese nicht verloren gehen.

Es ist der letzte Workshop dieser Reihe und das Ärzte der Welt-Team beschließt diese mit einer besonders schönen Geste. Sie danken den Teilnehmerinnen für ihre Offenheit und ihr Vertrauen und drücken ihre Bewunderung für die Stärke und Resilienz aus, die alle Frauen in dieser Runde auszeichnet. Alle haben oft unsägliches Leid überlebt und große Herausforderungen gemeistert. Die Ärzte der Welt-Mitarbeiterinnen überreichen jeder Frau als Zeichen der Wertschätzung eine Rose. Es ist ein festlicher und fröhlicher Moment.

Mehr als Infoveranstaltungen

Und eines wird auch in den Rückmeldungen der Frauen deutlich: in die Workshops ging es für sie mehr als nur die reinen Informationen. Einmal pro Woche konnten sie sich in einem geschützten Rahmen mit anderen Frauen treffen, frei sprechen, sich austauschen und Halt finden. Sie danken dem Ärzte der Welt-Team immer wieder und betonen, wieviel ihnen diese Tage bedeutet haben.

Die nächsten Workshops werden im September beginnen. Einige Frauen sind traurig, dass sie bis dahin so lange warten müssen. Gleichzeitig hoffen alle, dass sie bis dahinnicht mehr in Fürstenfeldbruckuntergebracht sind, sondern sich mit einem positiven Asylbescheid in ein neues Leben oder zumindest eine kleinere Gemeinschaftsunterkunft aufmachen konnten.

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