Über 400 Angriffe auf das Gesundheitswesen hat die Weltgesundheitsorganisation seit Beginn des Ukrainekriegs dokumentiert. Die Attacken richteten sich gegen Personal, Patient*innen, Einrichtungen, Transportmittel sowie Lagerhäuser und forderten 86 Tote und über 100 Verletzte. Das ukrainische Gesundheitsministerium meldete, dass 746 Gesundheitseinrichtungen beschädigt und über 100 vollständig zerstört worden sind. Die Zahl der Frühgeburten ist aufgrund des ständigen Stresses, dem Schwangere ausgesetzt sind, um das Doppelte gestiegen. Auch die Zahl an Geburtskomplikationen ist offenbar angestiegen.
Durch Angst und Stress sind die auch Raten von Herz-Kreislauf- und chronischen Krankheiten dramatisch gewachsen. Doch das Gesundheitssystem verfügt nicht über ausreichende Kapazitäten, um die Bevölkerung ausreichend medizinisch zu versorgen.
Es mangelt an medizinischen und nicht-medizinischen Gebrauchsgütern und Personal. Bereits vor dem Krieg gab es zu wenige medizinische Gesundheitsfachkräfte. Durch Abwanderung in sicherere Regionen hat sich die Lage in den umkämpften Gebieten zusätzlich verschärft.
Was wir tun:
In den Oblasten Czernowitz und Dnipro unterstützen wir die Bevölkerung mit mobilen Einheiten bestehend aus Hebammen, Krankenpfleger*innen und Psycholog*innen. Ein weiteres mobiles Team in der Oblast Kiew bietet der Bevölkerung psychologische Unterstützung sowie medizinische Konsultationen und Behandlungen an.
Wir stellen unseren Patient*innen die von ihnen benötigenden Medikamente zur Verfügung, darunter solche für chronische Krankheiten, Gefäßerkrankungen und Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts.
Daneben beliefern wir staatlichen Gesundheitseinrichtungen mit dringend notwendigen Geräten, Verbrauchsmaterialien und Medikamenten. So erhielten Gesundheitseinrichtungen in der zuvor besetzten Region Butscha beispielsweise kürzlich Geräte und Verbrauchsmaterialien, die unerlässlich waren, um die Arbeit nach dem Abzug der russischen Truppen wiederaufzunehmen.
In der Oblast Czernowitz versorgen wir Sammelunterkünfte in Gemeinden, die Binnenvertriebene beherbergen, mit Erste-Hilfe-Kits. Außerdem spenden wir Laboren, die Diagnoseverfahren für die innerhalb des Landes Geflüchteten anbieten, dringend benötigte Reagenzien und liefern medizinische Materialien zur Versorgung rund um sexuelle und reproduktive Gesundheit.
Ärzte der Welt unterstützt auch Gesundheitseinrichtungen, die direkt an der Frontlinie in der Region Donezk liegen. Trotz der komplizierten Transportbedingungen und der instabilen Sicherheitslage konnten wir Lieferungen von Medikamenten und Verbrauchsmaterialien an das städtische Zentralkrankenhaus in Selydowe sowie Emergency Health Kits und Kits zur Behandlung nicht übertragbarer Krankheiten an Gesundheitseinrichtungen in Druschkiwka organisieren.
Was wir erreicht haben:
- Über 2.600 medizinische Konsultationen durchgeführt
- 65 Gesundheitseinrichtungen mit medizinischen Materialien unterstützt
- 700 Standardpakete mit wichtiger Ausstattung für Schwangerschaft, Mutterschaft und Geburt bereitgestellt
- 200 Online-Konsultationen durch Geburtshelfer*innen
Psychosoziale Gesundheit
Ein besonderer Schwerpunkt von Ärzte der Welt in der Ukraine liegt auch darauf, der vom Konflikt betroffenen Bevölkerung psychosoziale Hilfe zu leisten. In Czernowitz und Dnipro arbeiten Psycholog*en als Teil der mobilen Teams. In den Städten Bucha und Irpin arbeiten zwei Psycholog*innen . Auch in Czernowitz und Charkiw bieten Teams Gruppen- und Einzelberatungen sowie Informationsveranstaltungen an. Aufgrund der hohen Nachfrage nach psychosozialen Dienstleistungen haben drei weitere Psycholog*innen das MdM-Team in Charkiw verstärkt.
In Czernowitz bietet Ärzte der Welt Schulungen an, in denen Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen und medizinisches Personal Techniken zur Stressreduzierung lernen. Denn Angehörige sogenannter helfender Berufe sind oft überlastet und die Raten von Burnout und psychischen Erkrankungen sind hoch. In den Oblasten Donezk und Luhansk haben die Ärzte der Welt-Teams zusätzlich 430 Onlineberatungen zur psychosozialen Unterstützung durchgeführt.
Insgesamt haben wir
- 92 Gruppenberatungen und 230 Informationsveranstaltungen zu psychischer Gesundheit in den Oblasten Czernowitz, Dnipro, Charkiw und Kiew angeboten
- 3.574 Menschen mit psychosozialen Dienstleistungen versorgtFrau mit Baby in einer Ambulanz im ukrainischen Butscha. Foto: Pietro Chekal