Fünf Jahre ist es her, dass Hüseyin und Mariam Al Havvam (Namen geändert) mit ihren Kindern aus ihrem Heimatland Syrien in die Türkei geflohen sind. Wie viele andere syrische Familien lebten sie anfangs in einem provisorischen Lager in der Provinz Şanlıurfa nahe der syrisch-türkischen Grenze. Doch die Lebensbedingungen in den Camps sind schlecht und die Eltern hatten wegen fehlender Sprachkenntnisse Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden. Nachdem sich Verwandte in Torbalı niedergelassen hatten, wo die Mieten niedrig sind, zogen sie ebenfalls in diese Region.
Hüseyin und Mariam Al Havvam konnten sich bei ihrer Ankunft in der Türkei bei der Einwanderungsbehörde der Provinz Şanlıurfa registrieren, doch nach dem Umzug nach Izmir konnten sie ihre Registrierung nicht dorthin übertragen. Damit gelten sie nun in der Türkei als undokumentiert und haben keinen Zugang zu Gesundheits- und Bildungsangeboten oder zu anderen Hilfsdiensten mehr.
Ihr Geld verdienen die Al Havvams mit Feldarbeit. Sie finden an zwei oder drei Tage in der Woche Arbeit, wobei immer ein Elternteil versucht, bei den Kindern zu bleiben. Meistens werden die jüngeren Kinder jedoch von ihren älteren Geschwistern betreut. Die Familie lebt in einem Zelt, denn das Einkommen von etwa 70 türkische Lira (etwa 7,40 Euro) am Tag reicht nicht aus, um ein Haus zu mieten, in dem sie unter besseren Bedingungen leben könnten.
Die Familie lebt weit entfernt von dem staatlichen Gesundheitszentrum für Einwanderer, zu weit für Hüseyin und Mariam Al Havvam. Die Familie hat somit kaum Zugang zu der nötigen Gesundheitsversorgung.
Was wir tun
Ärzte der Welt ist die einzige NGO, die grundlegende Gesundheitsdienste in dieser ländlichen Region anbietet. Dazu gehören medizinische Grundversorgung, Dienstleistungen für die sexuelle und reproduktive Gesundheit und Familienplanung sowie psychologische Unterstützung. Zudem verteilen die Teams von Ärzte der Welt Hygiene-Kits in den Flüchtlingscamps, in denen es keine Infrastruktur für Trink- oder Abwasser gibt. Die Mitarbeiter*innen führen auch Schulungen zur Prävention und Eindämmung von Covid-19 durch.
Hintergrund:
Kaum ein Land hat so viele Geflüchtete aufgenommen wie die Türkei: etwa vier Millionen Menschen haben in dem Land bisher Zuflucht gefunden. Davon sind über 3,6 Millionen Syrer für einen vorübergehenden Schutz registriert, der ihnen den Zugang zu Gesundheits- und Bildungsangeboten und teils auch zu finanzieller Hilfe ermöglicht. Sobald die Flüchtlinge allerdings in eine andere Region ziehen, verlieren viele ihre Registrierung und damit den Anspruch auf Versorgung.