Reinhard Schmidt aus München ist 66 Jahre alt. Er hat zwei Kinder und mittlerweile auch zwei Enkel. Eigentlich würde er gerne in Rente gehen, sich zur Ruhe setzen. Doch ohne Krankenversicherung geht das nicht. Als selbstständiger Informatiker verdiente er viele Jahre lang gutes Geld. Er versicherte sich bei einer privaten Krankenkasse. Mit 47 Jahren war er gezwungen, seinen Beruf aufgrund von hoher psychischer Belastung aufzugeben. Zwischenzeitlich schlug er sich als Kurierfahrer durch ‒ auch auf selbstständiger Basis, nur diesmal mit wesentlich geringeren Einkünften. Schmidt konnte sich seine private Krankenversicherung nicht mehr leisten. Dass er zu diesem Zeitpunkt auch zu einer gesetzlichen Krankenkasse hätte gehen können, wusste er damals nicht. So blieb er unversichert.
Zuletzt liefen die Geschäfte so schlecht, dass Reinhard Schmidt Insolvenz anmelden und Sozialhilfe beantragen musste. In eine gesetzliche Versicherung konnte er aufgrund seines Alters nicht mehr wechseln und die Beiträge, selbst für den Basistarif der privaten Krankenversicherung, kann er bis heute nicht aufbringen. Seit 20 Jahren ist Reinhardt Schmidt nicht versichert. Krank zu werden, das durfte einfach nicht sein. „Das kann sich aber sehr schnell ändern – und das hat es dann auch,“ erzählt er. Seit einiger Zeit leidet Schmidt an dem Grauen Star, einer Augenkrankheit, die ein langsames Erblinden auslöst. Eigentlich lässt sich die Erkrankung mit einer Operation in den Griff bekommen. Die Operation für ein Auge konnte er durch familiäre Unterstützung finanzieren. „Ich hoffe, dass das zweite Auge auch irgendwann operiert werden kann, wenn ich eine Krankenversicherung habe.“